Huckepack zum Mars
Redaktion /
Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
26. Oktober 2007
Mit dem Start ihrer Mondsonde Chang'e-1 begannen
die Chinesen in diesen Tagen ein ehrgeiziges und prestigeträchtiges
Erkundungsprogramm des Erdtrabanten. Doch die Verantwortlichen in Peking haben
schon seit einiger Zeit viel weiter entfernte Ziele im Visier: So soll 2009
bereits eine kleine Marssonde zum Roten Planeten geschickt werden - Huckepack
auf einer russischen Marsmission.

Nächstes Ziel der Chinesen: Der rote Planet
Mars. Foto:
NSSDC / NASA |
Nach dem erfolgreichen Start ihrer Mondmission planen die Chinesen nun ihren ersten Marsflug. Schon in zwei Jahren soll die chinesische Marssonde
Yinghuo an Bord einer russischen Trägerrakete mit der russischen Sonde
Phobos-Grunt quasi per Anhalter zum Roten Planeten fliegen.
Die Vorbereitungen für den Bau von Yinghuo (Glühwürmchen) haben Ende
2006 an der Shanghai Academy of Spaceflight begonnen.
Bis April 2008 soll bereits ein Prototyp fertig gestellt sein. Der gemeinsame Start der chinesischen und russischen Raumsonde vom Weltraumbahnhof Baikonur ist für Oktober 2009 geplant. Nach einer zehn bis elfeinhalb Monate langen Reise wird
Yinghuo im August oder September 2010 abgetrennt und in eine äquatoriale Umlaufbahn um den Mars gebracht, in der die Raumsonde ein Jahr bleiben soll.
Die chinesische Sonde Yinghuo ist 75 Zentimeter lang, 75 Zentimeter breit und 60
Zentimeter hoch und hat eine Masse von 110 Kilogramm. Die Sonde wurde für eine
maximale Missionsdauer von zwei Jahren entwickelt. "Yinghuo wird China einen ersten Blick auf den Planeten ermöglichen",
erläutert Dr. Tielong Zhang vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
"Außerdem können die Chinesen ihr Nutzlast-Wissen verbessern und ihre Erfahrungen im Bau von Planetensonden erweitern".
Wissenschaftlich wird sich Yinghuo vor allem der Erforschung der Mars-Umgebung widmen. Die Sonde
wird drei Instrumente an Bord haben: ein Plasmainstrument, ein Magnetometer und eine Kamera.
Die Österreicher werden mit Zhang und IWF-Direktor Prof. Wolfgang Baumjohann
gemeinsam mit dem Swedish Institute for Space Physics in Kiruna an der Entwicklung des Plasmainstruments
beteiligt sein.
Bei der russischen Marsmission Phobos-Grunt handelt es sich um ein
ambitioniertes Projekt, das Russland bereits seit einigen Jahren verfolgt. Jetzt
scheint aber ein Fertigstellung und ein Start im Jahr 2009 absehbar zu sein.
Eines der spektakulärsten Missionsziele von Phobos-Grunt wird die
Landung auf dem Marsmond Phobos sein, wo Gesteinsproben gesammelt und zur Erde
zurückgeschickt werden sollen.
|