Neue Ära für SETI-Forschung
von Stefan Deiters astronews.com
19. Oktober 2007
Seit der vergangenen Woche sind die ersten 42 Radioschüsseln
des Allen Telescope Arrays in Betrieb. Insgesamt sollen in der Nähe des
nordkalifornischen Städtchens Hat Creek einmal 350 Antennen nach Radiowellen aus
dem All fahnden. Dabei geht es den Astronomen nicht nur um Radiosignale von
Supernovae, Schwarzen Löchern oder anderen exotischen Objekten, sondern auch um
die gezielte Suche nach Signalen von außerirdischen Zivilisationen.

Das Allen
Telescope Array. Foto:
Allen Telescope Array / UC Berkeley |
"Das ist ein großer Tag für die Radioastronomie", freute sich Leo
Blitz, Professor für Astronomie an der University of California in Berkeley und
gleichzeitig Leiter des Radio Astronomy Laboratory der Universität, das das
Allen Telescope Array zusammen mit dem SETI Institute baut. "Dadurch, dass sich
das Beste aus Wissenschaft und innovativer Technologie sowie großzügiger
Philanthropie zusammengetan haben, sind wir der Lösung mancher Geheimnisse des
Universums ein wenig näher gekommen."
Das Allen Telescope Array wurde, wie der Name schon verrät, erst durch eine
Spende des Microsoft-Mitgründers Paul G. Allen ermöglicht. Mit den Planungen
wurde 2001 begonnen. "Das Projekt stellt möglicherweise einen Durchbruch beim
Bau von großen Arrays von Radioteleskopen dar, die sich sehr effizient
verwirklichen lassen", so Allen. "Mit den jetzt fertiggestellten Antennen und
mit jeder Menge Raum für Erweiterungen kann das Teleskop eine ganze Reihe von Aufgaben
erfüllen, von intensiven Radiodurchmusterungen des Himmels bis zur Suche nach
Hinweisen auf außerirdische Intelligenz." Allens Stiftung stellte dem Projekt 25
Millionen US-Dollar zur Verfügung. Die Gesamtkosten beliefen sich bislang auf 50
Millionen US-Dollar.
Das Allen Telescope Array soll einmal aus 350 einzelnen 6,1-Meter
Radioschüsseln bestehen, die alle zusammengeschaltet werden können, um so die
Leistungsfähigkeit eines deutlich größeren Radioteleskops zu erreichen. Dank
dieses Verfahrens wird es möglich sein, dass Wissenschaftler gleichzeitig
verschiedene Beobachtungen mit dem Teleskop durchführen.
Hier liegt auch der entscheidende Vorteil für die Forscher, die sich mit der
Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) beschäftigen: SETI ist bis heute eine
wissenschaftliche Nische und Astronomen, die Zeit mit der Suche nach
Signalen von Außerirdischen aufbringen, laufen immer Gefahr, dass sie von
Kollegen nicht wirklich ernst genommen werden. Entsprechend schwierig war es,
Beobachtungszeiten an den vorhandenen Radioteleskopen zu bekommen.
Am zuletzt genutzten und wohl berühmtesten Radioteleskop der Welt, dem
Arecibo-Teleskop in Puerto Rico, standen den SETI-Astronomen nur insgesamt drei
Wochen im Jahr an Beobachtungszeit zur Verfügung. Von September 1998 bis März
2004 etwa konnte das Projekt Phoenix, das bislang umfangreichste Suchprogramm nach
außerirdischer Intelligenz, insgesamt 100 Tage Beobachtungszeit in Arecibo
nutzen - das entspricht gerade einmal fünf Prozent der verfügbaren
Beobachtungszeit.
Mit dem Allen Telescope Array soll sich das ändern: Gleichzeitig können mit
dem Teleskop radioastronomische Beobachtungen durchgeführt und parallel
sonnenähnliche Sterne nach Signalen abgesucht werden, die auf die Existenz von
außerirdischer Intelligenz hindeuten. "Für SETI wird das Allen Telescope
Array die technischen Möglichkeiten zur Suche nach intelligenten Signalen
dramatisch verbessern", so der Astronom Seth Shostak vom SETI Institute. "Es ist
das erste große Teleskop, das extra dafür gebaut wurde, nach
extraterrestrischer Intelligenz zu fahnden."
Die SETI-Forscher hoffen mit Hilfe des neuen Teleskops nicht nur wie bislang
bei 1.000 sonnenähnlichen Sterne nach Signalen von außerirdischem intelligenten
Leben zu fahnden, sondern wollen die Suche auf 100.000
bis zu einer Million Sterne ausdehnen. "In den kommenden fünf Jahren beginnt eine
Ära, in der wir erdähnliche Planeten entdecken werden", so Geoffrey
Marcy, Professor für Astronomie an der University of California in Berkeley und
einer der weltweit führenden Planetenjäger. "Man wird dann das Allen Telescope
Array auf diese Planeten richten können, um Tage oder Wochen nach intelligenten
Signalen zu suchen."
Alle 350 Radioantennen sollen innerhalb der nächsten drei Jahre aufgestellt
sein. Das SETI-Institute und die University of California in Berkeley suchen
dafür noch weitere Spender, die den Weiterbau finanziell unterstützen.
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