Neues
Röntgenbild des Weltalls
Redaktion /
idw / MPG-Pressemitteilung astronews.com
7. September 2007
Die europäische Raumfahrtagentur
ESA hat nun den umfangreichsten Katalog von Röntgenquellen im All publiziert. Er
basiert auf Beobachtungen des europäischen Röntgensatelliten
XMM-Newton und wurde unter Federführung der Universität im englischen
Leicester erstellt. Doch auch deutsche Astronomen waren wesentlich an dem
Projekt beteiligt.
Der Satellit XMM-Newton hat 247.000
Röntgenquellen eingefangen. Das energiereiche
Licht stammt von Sternen, der Umgebung von
schwarzen Löchern oder Galaxienhaufen. Bild: Mike
Watson/University of Leicester
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Für das Leben auf der Erde wären die kosmischen Röntgenstrahlen
tödlich, die von der Atmosphäre abgefangen werden. Astrophysikern geben sie
jedoch Einblicke in ungeklärte Phänomene des Universums. Forscher aus zehn
europäischen Instituten, darunter auch das Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik in Garching, haben für einen Ausschnitt des Alls nun
einen Katalog von Röntgenquellen erstellt. In dem Atlas namens 2XMM listen sie
247.000 Röntgenquellen auf. Eingefangen hat der Satellit XMM-Newton das
energiereiche Licht, das von Sternen, der Umgebung von schwarzen Löchern oder
Galaxienhaufen stammt.
Er deckt bisher zwar nur etwa ein Prozent der Himmelsfläche ab, ist
allerdings viel detaillierter als der nun zweitgrößte Katalog, der ROSAT
Faint Source Cataloque, der die ganze Himmelsfläche erfasst. In ihm finden
sich für den ganzen Himmel rund 150.000 Röntgenquellen. Unter den 247.000
Röntgenquellen die 2XMM belegt, befinden sich jedoch viele Dubletten. Diese
herausgerechnet haben die Wissenschaftler 192.000 einzelne Quellen
identifiziert.
Mit den Mehrfachbeobachtungen haben sie jedoch dokumentiert, wie sich die
hellsten Röntgenquellen verändern. Dabei haben die Forscher Objekte beobachtet,
deren Leuchtkraft innerhalb von 100 Sekunden um die Intensität von bis zu zehn
Milliarden Sonnen schwankt. "Das sind erstaunliche Beobachtungen, die wir noch
nicht eindeutig erklären können", sagt Thomas Boller, der an dem Projekt
mitgearbeitet hat.
Den Wissenschaftlern dient 2XMM zunächst als Orientierungskarte, mit der sie
gezielt Objekte im Weltraum untersuchen können. Dabei können sie die
Röntgenquellen des 2XMM identifizieren, indem sie ihn mit einem optischen
Katalog, dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS), überlagern. Denn anhand ihres
sichtbaren Lichts, aber nicht immer anhand ihrer Röntgenstrahlen, lassen sich
zum Beispiel Sterne von schwarzen Löchern unterscheiden. "Dann können wir
gezielt schwarze Löcher beobachten", erklärt Thomas Boller. "Der Katalog bietet
der Wissenschaft noch weitere große Möglichkeiten, wie die Suche nach
absorbierten aktiven Galaxien."
In absorbierten aktiven Galaxien befindet sich sehr viel Staub und Gas. Die
Strahlung, vor allem das sichtbare Licht, ihrer schwarzen Löcher und Sterne
dringt daher fast nicht aus der Galaxie, da sie absorbiert wird. Röntgenstrahlen
werden dagegen kaum abgefangen. Die Forscher hoffen nun, dass diese ihnen
unzählige versteckte Galaxien enthüllt.
Der Atlas 2XMM ist das Ergebnis von mehr als sechs Jahren Arbeit des
XMM-Newton Survey Science Centre, in dem sich die zehn europäischen
Institute zusammengeschlossen haben. Seine Datenfülle ist unter anderem den
Röntgendetektoren und Teleskopspiegeln des Satelliten zu verdanken. Die
Detektoren sind nämlich die empfindlichsten, die jemals auf der Welt gebaut
wurden. An deren Entwicklung waren die Forscher des Garchinger
Max-Planck-Instituts maßgeblich beteiligt. Auch für die Software zur
Datenauswertung und für die Kalibrierung des Satelliten, der 1999 von der ESA
ins Weltall geschossen wurde, waren wesentlich die Garchinger Wissenschaftler
verantwortlich.
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