Neues Infrarot-Auge für Yepun
von Stefan Deiters astronews.com
23. August 2007
Das Very Large Telescope der Europäischen
Südsternwarte ESO auf dem Gipfel des Paranal in Chile hat ein neues,
leistungsstarkes Instrument: HAWK-I. Das Gerät, das am VLT-Teleskop Yepun
montiert wurde, erlaubt Beobachtungen im nahen Infrarot und ist damit ideal für
die Erkundung von lichtschwachen Objekten wie entfernten Galaxien, kleinen
Sternen oder Planeten geeignet.
HAWK-I am VLT-Teleskop Yepun.
Foto: ESO |
Nach drei Jahren Arbeit war es in der Nacht vom 31. Juli auf den
1. August 2007 endlich soweit: HAWK-I, was für High Acuity, Wide field
K-band Imaging steht, wurde zum ersten Mal für astronomische
Beobachtungen genutzt. Die Astronomen sprechen vom "First Light" und zeigten sich
anschließend beeindruckt von der Leistung des Instrumentes.
"HAWK-I ist das Verdient des Instrumententeams der ESO, die das Gerät
entwickelt, gebaut und in Betrieb genommen hat", meinte ESO-Generaldirektorin
Catherine Cesarsky. "Ohne Zweifel wird HAWK-I schnell zu bedeutenden
Fortschritten in verschiedenen Bereichen der modernen Astronomie führen, weil
das Instrument eine Lücke bei den nahen Infrarot-Instrumenten bei Teleskopen der
8-Meter-Klasse füllt."
"Es ist wunderbar", beschreibt HAWK-I-Projektmanager Jeff Pirard die ersten
Beobachtungen mit dem neuen Instrument. "Die Leistung war einfach überwältigend.
Wir hätten uns keinen besseren Start wünschen können und freuen uns schon auf
wissenschaftlich aufregende und wunderschöne Bilder in den kommenden Jahren."
Während der ersten Beobachtungen mit HAWK-I wurden alle Funktionen des neuen
Instrumentes überprüft, um so sicherzustellen, dass die Leistungen den
gestellten Anforderungen entsprechen. Dazu wurden verschiedenen astronomische
Objekte anvisiert, beispielsweise das Milchstraßenzentrum. Das Gerät
beeindruckte dabei mit einer herausragenden optischen Qualität.
HAWK-I macht Aufnahmen im Wellenlängenbereich zwischen 0,9 und 2,5 Mikrometern
und verfügt dabei über ein verhältnismäßig großes Sichtfeld, das in etwa einem
Zehntel der Fläche des Vollmondes entspricht. Dies ist neun Mal größer als das
Sichtfeld von ISAAC, einer Infrarot-Kamera, die seit 1998 am Very Large
Telescope in Betrieb ist. ISAAC hat schon mehrfach bewiesen, wie wichtig
Aufnahmen in diesen Wellenlängenbereichen beispielsweise für das Studium von
großen, weit entfernten Galaxien oder von Staubscheiben um Sterne oder noch
masseärmere Objekte sein können.
Mit HAWK-I wurde nun auf die Erfahrungen mit ISAAC aufgebaut. Zukünftig wird
man einen deutlich größeren Himmelsbereich mit einer exzellenten Bildqualität
beobachten können. "Bis das James-Webb-Spacetelescope im nächsten Jahrzehnt zur
Verfügung steht, werden 8-Meter-Teleskope die besten Beobachtungen im nahen
Infraroten unterhalb von drei Mikrometern ermöglichen", verdeutlicht Mark Casali,
der bei der ESO für HAWK-I verantwortlich ist.
Die größten Erfolge mit HAWK-I erwarten die Astronomen bei sehr
lichtschwachen Objekten. "Dank eines speziellen Filtersatzes wird es uns HAWK-I
erlauben ins entfernteste Universum zu schauen", erklärt HAWK-I
Instrumentenwissenschaftler Markus Kissler-Pattig. "Insbesondere werden wir uns
die ersten Objekte, die im Universum entstanden sind, genau anschauen."
Darüber hinaus ist HAWK-I auch gut geeignet um etwas über masseärmere Objekte,
wie etwa heiße Jupiter zu erfahren oder aber die eisigen Kometen und Asteroiden am
Rande unseres Sonnensystems zu untersuchen.
HAWK-I ist das elfte Instrument, das am Very Large Telescope installiert
wird. Es stellt zudem eine Art Übergang von der ersten zur zweiten
Instrumentengeneration für die vier Teleskope auf dem Gipfel des Paranal dar.
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