Entstand das Leben in Kometen?
von Stefan Deiters astronews.com
15. August 2007
Astrobiologen der Universität in Cardiff haben eine Theorie:
Das Leben, so glauben sie, entstand im Inneren von Kometen und breitete sich von
dort auf Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen aus. Die Daten der jüngsten Kometenmissionen
Deep Impact und Stardust, so die Forscher, würden diese Panspermia-Theorie
ausdrücklich unterstützen.
Bei der Mission Deep Impact wurde ein Projektil
auf den Kometen Tempel 1 gefeuert.
Foto:
NASA / JPL / UMD |
Schon lange sind Professor Chandra Wickramasinghe und seine Kollegen am
Zentrum für Astrobiologie der Universität Cardiff Anhänger der Panspermia-Theorie,
nach der das Leben im Inneren von Kometen entstanden ist und sich von dort
auf Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen ausgebreitet hat. Über die
Theorie, dass primitive Bakterien etwa von der Erde zu anderen Planeten und
Monden des Sonnensystems reisen könnten und diese Welten praktisch mit
irdischem Leben verschmutzen, hat astronews.com schon berichtet. Die These, dass
das Leben komplett im All entstanden ist, geht aber darüber hinaus und wird
unter Astrobiologen kontrovers diskutiert.
Doch nun sehen sich die Cardiffer Wissenschaftler von den Daten
bestätigt,
die die jüngsten Kometenmission Deep Impact und Stardust
geliefert haben. So entdeckte Deep Impact im Inneren des Kometen Tempel 1
eine Mischung aus organischem Material und Lehm. Lehm stellt nach einer
Theorie über den Ursprung des Lebens einen Katalysator dar, um aus einfachen
organischen Molekülen komplexere Strukturen entstehen zu lassen. Stardust
fand im Kometen Wild 2 komplexe Kohlenwassenstoff-Moleküle, mögliche
Grundbausteine für Leben.
Wickramasinghe und seine Kollegen glauben, dass radioaktive Elemente dafür
sorgen könnten, dass im Inneren der Kometen Wasser in seiner flüssigen Form
vorkommt - und das vielleicht viele Millionen Jahre lang. Das würde diese
oft als "schmutzige Schneebälle" bezeichneten Objekte zu einer idealen
Brutstätte für Leben machen. Sie weisen darauf hin, dass die unzähligen
Kometen unseres Sonnensystems und die in unserer Milchstraße weitaus mehr
Lehm enthalten müssen als etwa die junge Erde zur Verfügung hatte. Die
Wahrscheinlichkeit, dass das Leben doch auf der Erde seinen Anfang nahm,
schätzen die Forscher daher als äußerst gering ein - sie geben sie mit 1 zu einer
Billion mal eine Billion an.
"Die Ergebnisse der Kometenmissionen", erläutert Wickramasinghe, "haben
vielleicht viele überrascht, aber sie unterstützen die Panspermia-These. Wir
haben nun einen Mechanismus zur Verfügung, wie es passiert sein könnte. Alle
notwendigen Bestandteile - Lehm, organische Moleküle und Wasser - sind
vorhanden. Da es Kometen länger gibt als die Erde und sie zudem eine
deutlich größere Masse haben macht es viel wahrscheinlicher, dass das Leben
im Weltraum begann und nicht auf der Erde."
Die Wissenschaftler beschreiben ihre Schlussfolgerungen in einem Artikel, der
in Kürze in der Fachzeitschrift International Journal of Astrobiology
erscheinen soll.
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