Bilder der Apollo-Flüge für jedermann
von Stefan Deiters astronews.com
2. August 2007
Fast 40 Jahre nachdem der erste Mensch den Mond betreten
hat, sollen bald sämtliche Aufnahmen der Apollo-Missionen von
Wissenschaftlern und interessierter Öffentlichkeit über das Internet abrufbar
sein. Zu diesem Zweck wird an der Arizona State University das
Original-Filmmaterial der Apollo-Missionen in hoher Auflösung gescannt
und dann ins Internet gestellt. Das Projekt wird in rund drei Jahren
abgeschlossen sein.

Apollo 15-Aufnahme der Mondoberfläche aus etwa
97 Kilometern Höhe. Das Bild wurde von den
original Apollo-Filmen gescannt und hat im
Rohformat eine Größe von 1,3 Gigabyte. Die
Auflösung beträgt 6,5 Meter pro Pixel.
Foto:
NASA / Arizona State University [Großansicht] |
Das neue digitale Archiv ist eine Kooperation zwischen dem NASA Johnson
Space Center in Houston und der Arizona State University. Die
Scans sollen so detailliert sein, dass man die Körnung des Filmmaterials
erkennen können wird. Sie werden von den Filmen gemacht, die von
den Apollo-Astronauten vom Mond zurückgebracht wurden und umfassen sowohl
Aufnahmen von der Mondoberfläche als auch Flugbilder. Es ist das erste Mal,
dass die originalen Mondaufnahmen der Apollo-Missionen
digitalisiert werden.
"Mit diesem Projekt geht einer meiner Träume in Erfüllung", meint Mark
Robinson, Professor für Geowissenschaften an der Arizona State University.
Robinson leitet das Projekt von Seiten der Universität. Er ist zudem Kopf
eines Kameraexperimentes, das mit der NASA-Mondsonde Lunar Reconnaissance
Orbiter im kommenden Herbst zum Mond starten soll.
Bislang war die NASA äußerst restriktiv mit dem Zugang zum Originalmaterial
der Apollo-Missionen: Nach jeder Mission wurden Kopien der Bilder
angefertigt, die in verschiedenen wissenschaftlichen Bibliotheken und
Forschungseinrichtungen einsehbar waren. Nur zu diesen Bildern hatte
Wissenschaft und Öffentlichkeit bislang Zugang. Die Kopien (und erst
recht die Kopien dieser Kopien) sind aber teilweise von sehr schlechter
Qualität, sind unscharf oder weisen im Vergleich zu den Originalen einen zu
hohen Kontrast auf. Die Originalfilme wurden von der NASA die ganze Zeit in
einem Gefrierschrank im Johnson Space Center aufbewahrt.
Das Apollo Digitizing Project nimmt sich nun der Originale an. "Wir
haben uns sogar mit dem Hersteller des Scanners in Verbindung gesetzt, um
die Empfindlichkeit der Scans weiter zu verbessern", erläutert Robinson.
"Technisch ausgedrückt haben wir einen 12-bit Scan auf 14-bit verbessert, so
dass sich auf den digitalen Bildern mehr als 16.000 Graustufen unterscheiden
lassen." Die Wissenschaftler scannen mit einer Auflösung von 200 Pixeln pro
Millimeter, so dass sogar die Körnung des Originalfilms erkennbar wird. Die
besten Bilder aus dem Mondorbit zeigen Details auf
der Mondoberfläche, die mindestens einen Meter groß sind.
Natürlich hat diese Auflösung seinen Preis: Die Rohscans der Apollo
Mapping Camera beispielsweise haben eine Dateigröße von 1,3 Gigabyte.
"Das ist mehr als die meisten Menschen mit einem Webbrowser anschauen wollen",
so Robinson. Auf der Webseite wird daher ein Verfahren verwendet, mit dem
sich online in große Bilder "eintauchen" lässt und dabei immer nur die
benötigten Informationen übertragen werden. Außerdem lassen sich die Bilder in
verschiedenen Größen herunterladen.
Innerhalb von drei Jahren soll die Arbeit abgeschlossen sein: Dann werden
insgesamt 36.000 Bilder zur Verfügung stehen. "Diese Fotos sind
wissenschaftlich äußerst wertvoll, obwohl sie schon vor Jahrzehnten
entstanden sind", meint Robinson. "Außerdem glaube ich, dass sie jedermann
einen wunderbaren Blick auf diese kleine, alte Welt in unserer Nachbarschaft
erlauben."
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