Staubsturm verzögert Krater-Erkundung
von Stefan Deiters astronews.com
6. Juli 2007
Eigentlich sollte der
Marsrover Opportunity schon längst auf dem Weg zum Boden des
Victoria-Kraters sein, wo die NASA-Wissenschaftler ältere Gesteinsschichten und
somit Hinweise auf das frühere Marsklima vermuten. Doch das aktuelle Wetter auf
dem Mars macht dem Team derzeit einen Strich durch die Rechnung. Es hat sich
nämlich ein gewaltiger Staubsturm zusammengebraut.
Opportunity soll
in den Victoria-Krater absteigen.
Bild:
NASA / JPL / Cornell |
Der gewaltige Staubsturm braut sich schon seit mehr als einer
Woche auf dem Mars zusammen und wurde von Tag zu Tag schlimmer. Er beeinflusst
die Aktivitäten der beiden Marsrover, da diese auf Sonnenenergie angewiesen sind
und der Staub das Sonnenlicht teilweise blockiert. Deswegen verfolgt das
Rover-Team die Entwicklung des Sturms sehr genau und hat zunächst entschieden,
den kürzlich beschlossenen Abstieg Opportunitys in den Victoria-Krater
(astronews.com berichtete) um einige Zeit zu verschieben. Die Rover-Aktivitäten wurden auf ein
Minimum
beschränkt, um Strom zu sparen.
Es ist der heftigste Sturm, der die beiden Rover bislang getroffen hat. "Der
Sturm betrifft beide Rover. Opportunity erhält dadurch deutlich weniger
Energie", erläutert John Callas, Projektmanager für die Rover am NASA Jet
Propulsion Laboratory. "Wir beobachten alles sehr genau, werden aber mit
dem Einstieg in den Krater nicht vor dem 13. Juli beginnen."
"Einige Daten deuten darauf hin, dass wir eventuell bereits das Schlimmste
überstanden haben und die Situation könnte nun von Tag zu Tag wieder besser
werden. Aber wir müssen einfach abwarten und schauen, was passiert", so Callas.
Hilfe bei den Planungen bekommen die NASA-Wissenschaftler durch Bilder der Sonde
Mars Reconnaissance Orbiter, die sich in einem Orbit um den roten Planeten
befindet. Danach gibt es in dem Sturmsystem einige Bereiche, in denen der Staub
besonders dicht ist. Auch Spirit ist vom Sturm betroffen, die Staubdichte an
Spirits Position ist allerdings deutlich geringer als am Victoria-Krater.
Die Rover messen täglich die Staubkonzentration in der Atmosphäre. Je weniger
Staub, desto besser für die Stromversorgung der Rover, da so mehr Sonnenlicht
auf die Solarkollektoren gelangt. Das Maß für die Durchsichtigkeit der
Atmosphäre ist die sogenannte Opazität und hier hat Opportunity in der
vergangenen Woche einen neuen Rekordwert gemessen: Der Wert stieg von 1,0 auf
3,3. Die Energie, die die Solarzellen lieferten, sank in der gleichen Zeit von 765
Wattstunden auf 402 Wattstunden.
"Der Staub in der Atmosphäre würde gerade einmal ausreichen, um den gesamten
Planeten mit einer Staubschicht zu überziehen, die nicht dicker ist als ein
menschliches Haar. Doch trotzdem reduziert dieser Staub die Helligkeit der Sonne
am Mittag um 96 Prozent - verglichen mit einer staubfreien Atmosphäre",
erläutert Steve Squyres von der Cornell University. "Die Sonnensegel bekommen
auch Streulicht ab, deswegen wird ihre Leistung nicht so dramatisch reduziert."
"Wir habe noch nie zuvor solche Staubmengen gemessen. Wenn die
Staubkonzentration weiter steigt oder für einige Tage auf diesem hohen Niveau
bleibt, ist fraglich, wie gut Opportunity in dieser Dunkelheit noch
funktionieren kann", so Callas.
|