Maximum verspätet und weniger dramatisch
von
Rainer Kayser
2. Mai 2007
Vor knapp einem halben Jahr erwarteten Sonnenphysiker für
die Jahre 2010/2011 noch eines der stärksten solaren Maxima der vergangenen
Jahrhunderte. Doch offenbar kommt alles anders: Nicht nur das Maximum an solarer
Aktivität scheint sich zu verzögern, es dürfte auch wesentlich schwächer
ausfallen als die Wissenschaftler befürchtet hatten.

Das nächste Maximum der solaren Aktivität lässt
auf sich warten.
Foto: SOHO (ESA & NASA) |
Der nächste Aktivitätszyklus unseres Zentralgestirns beginnt später
als erwartet - soweit sind sich die Experten einig. Keine Einigkeit konnten die
Sonnenforscher jedoch über die zu erwartende Stärke des für Ende 2011 bis Mitte
2012 erwarteten nächsten Maximums der Sonnenaktivität erzielen. Die eine Hälfte
eines Expertengremiums votierte während eines Space Weather
Workshops in Boulder im US-Bundesstaat Colorado für ein eher
unterdurchschnittliches Maximum, die andere Hälfte für ein leicht
überdurchschnittliches.
"Die Mitglieder beider Lager haben klare Argumente für ihre Vorhersagen", sagt
Douglas Biesecker vom Space Environment Center in Boulder, der das Gremium
leitete. "Jeder von ihnen weiß aber auch, warum die jeweilige Vorhersage falsch
sein könnte und unter welchen Voraussetzungen er seine Meinung ändern müsste."
Die langfristige Vorhersage der Sonnenaktivität - und damit des so genannten
Weltraumwetters - sei ein noch junges Forschungsgebiet, so der Wissenschaftler.
"Wir beginnen gerade erst zu verstehen, welche Indikatoren für die Vorhersage
der Aktivität wichtig sind."
Die Aktivität der Sonne - also die Häufigkeit von Sonnenflecken und
Sonneneruptionen - schwankt in einem rund elfjährigen Zyklus. Während eines
Aktivitätsmaximums kommt es häufiger zu Sonneneruptionen, in deren Verlauf
hochenergetische Teilchen aus der Atmosphäre der Sonne ins All geschleudert
werden. Erreichen diese Teilchen die Erde, so kommt es zu geomagnetischen
Stürmen, welche nicht nur zu Polarlichtern, sondern auch zu Störungen in den
Telekommunikations- und Energieversorgungsnetzen führen können. Zudem kann die
hochempfindliche Elektronik an Bord von Satelliten durch die elektrisch
geladenen Teilchen beschädigt werden.
Besonders wichtig ist eine Vorhersage der Sonnenaktivität auch für die bemannte
Raumfahrt, da die "Sonnenstürme" eine erhebliche Gesundheitsgefahr für
Astronauten darstellen.
Gegenwärtig befindet sich unsere Sonne in einem Aktivitätsminimum.
Eigentlich hatten die Sonnenforscher bereits für die erste Hälfte dieses Jahres
mit dem Beginn des nächsten Aktivitätszyklus gerechnet. Doch bislang gibt es
keine Anzeichen für einen Anstieg der Aktivität. Die Wissenschaftler erwarten
nun, dass der nächste Zyklus erst im März 2008 beginnt. Der verspätete Beginn
des nächsten Zyklus sorgte auch für eine Korrektur früherer Vorhersagen über die
Stärke des nächsten Maximums:
Ursprünglich hatten die Experten (wie astronews.com berichtete) ein außergewöhnlich starkes Maximum erwartet -
nun sind sie sich zumindest einig, dass das Maximum eher moderat ausfallen
dürfte. Bis zum Jahresende wollen die Forscher sich auf eine genauere Vorhersage
einigen.
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