Blick in den Carina-Nebel zum Geburtstag
von Stefan
Deiters
astronews.com
26. April 2007
Am 25. April 1990 wurde das Weltraumteleskop Hubble
von Astronauten der US-Raumfähre Discovery ins All ausgesetzt. Nachdem
anfängliche Probleme gelöst waren, entwickelte sich das Weltraumteleskop - dank
beeindruckender Bilder aus den Tiefen des Alls - schnell zum Liebling von
Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit. Zum Jubiläum wurde nun ein
eindrucksvolles Panorama des Carina-Nebels veröffentlicht.
Hubbles Blick in den Carina-Nebel. Bild:
NASA / ESA / N. Smith (University of California, Berkeley) und
das Hubble Heritage Team (STScI/AURA) [Gesamtansicht] |
Das zum Jubiläum von NASA und ESA veröffentlichte Bild ist eine der
umfangreichsten Panoramaaufnahmen, die je mit den Kameras von Hubble
gemacht wurden. Das Bild zeigt den 50 Lichtjahre durchmessenden Zentralbereich
des Carina-Nebels, einer turbulenten Region, in der die Geburt und der Tod von
Sternen unmittelbar nebeneinander zu finden sind. Die Aufnahme gibt einen neuen
Einblick in die Details der Sternentstehung - und dies in einer bizarren
Umgebung, die von heftigen Winden und starker ultravioletter Strahlung geformt
wurde.
Die Strahlung stammt von Riesensternen, die oft die 50 bis 100-fache Masse
unserer Sonne haben. Im Carina-Nebel gibt es davon einige. Der Bekannteste unter
ihnen ist Eta Carinae, der als heller Fleck im linken Teil des Panoramabildes zu
sehen ist. Eta Carinae befindet sich in der letzten Phase seines nur kurzen
Sternenlebens und schleudert bereits große Mengen an Gas und Staub ins All. In
nicht allzu ferner Zukunft wird dieser Stern als gewaltige Supernova
explodieren.
Das Spektakel im Carina-Nebel begann vor rund drei Millionen Jahren. Damals
entstand die erste Generation von Sternen in der Mitte einer gewaltigen Wolke
aus kaltem molekularem Wasserstoff. Durch die Strahlung dieser Sterne breitete
sich im Laufe der Zeit eine Blase aus heißem Gas in dem Nebel aus. Inzwischen
gibt es nur noch wenige kleine, als schwarze Klumpen erkennbare Bereiche, die
sich dieser Photoionisation entziehen konnten.
Durch den intensiven Sternenwind und die starke ultraviolette Strahlung
innerhalb des Nebels wird inzwischen das die Blase umgebende kalte
Wasserstoffgas immer weiter zusammengepresst. Das führt dazu, dass es zu einer
zweiten Phase von Sternentstehung im Carina-Nebel kommt. Der Carina-Nebel liegt
in einer Entfernung von rund 7.500 Lichtjahren im Sternbild Schiffskiel
(Carina). Das gezeigte Bild wurde aus insgesamt 48 Aufnahmen der Advanced
Camera for Surveys (ACS) zusammengesetzt. Bereiche mit Wasserstoff sind auf
dem Bild an der grünlichen Farbe zu erkennen, Regionen mit Sauerstoff an
bläulichen Farbtönen und schwefelhaltige Gebiet an einer rötlichen Farbe.
In den vergangenen 17 Jahren hat das Hubble-Weltraumteleskop knapp
800.000 Beobachtungen durchgeführt und dabei 500.000 Bilder von mehr als 25.000
Objekten gemacht. Hubble befindet sich auf einer Umlaufbahn um die Erde,
die das Teleskop mit einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Kilometern pro Stunde
umrundet. Seit Beginn der Mission hat Hubble auf diese Weise schon mehr
als 3,8 Milliarden Kilometer zurückgelegt.
Bislang hat Hubble mehr als 30 Terabyte an Daten geliefert und an
jedem Beobachtungstag kommen rund zehn Gigabyte hinzu. Das Beobachtungsarchiv
sendet an Astronomen auf der ganzen Welt täglich rund 66 Gigabyte an Daten.
Inzwischen wurden - basierend auf Hubble-Daten - knapp 7.000
wissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften verfasst, was Hubble zu
einem der produktivsten wissenschaftlichen Instrumente aller Zeiten macht. Das
Hubble-Weltraumteleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen
Weltraumbehörde NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA.
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