Erste 3D-Bilder von der Sonne
von Stefan
Deiters
astronews.com
24. April 2007
Die beiden im Herbst des vergangenen Jahres gestarteten
Sonnensonden STEREO haben erste dreidimensionale Aufnahmen der Sonne gemacht,
die die amerikanische Weltraumbehörde NASA jetzt der Öffentlichkeit
präsentierte. Die Bilder dürften erheblich zum besseren Verständnis über die
Vorgänge auf unserem Zentralgestirn beitragen und so genauere Vorhersagen des
Weltraumwetters möglich machen.

STEREO-Aufnahme der Sonne. Für dieses Bild wurden alle von den
Instrumenten gemessenen Wellenlängenbereiche kombiniert. Bild: NASA
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"Die Verbesserungen durch die dreidimensionalen Bilder von STEREO ist
vergleichbar mit dem Schritt von einer einfachen Röntgenaufnahme zu einer
dreidimensionalen Computertomographie in der Medizin", erläutert Dr. Michael
Kaiser, STEREO-Projektwissenschaftler beim NASA Goddard Space Flight Center.
Die NASA-Mission STEREO wurde am 25. Oktober 2006 gestartet (astronews.com).
Nach einer Reihe von Manövern befinden sich die Sonden nun in Position in ihrem
Orbit um die Sonne. Eine eilt der Erde voraus, eine folgt der Erde, so dass die
Sonden die Sonne aus verschiedenen Blickwinkeln beobachten und so ein
dreidimensionales Bild unseres Zentralgestirns liefern können.
Die Daten von STEREO sollen den Wissenschaftlern helfen, die Vorgänge auf der
Sonne - und insbesondere in ihrer Korona - besser zu verstehen und damit
sicherere Aussagen über das so genannte Weltraumwetter zu machen. Dieses
"Wetter", das auch Satelliten im Erdorbit und elektronische Anlagen auf der Erde
beeinflussen kann, hat seinen Ursprung nämlich in der heißen Korona der Sonne.
Bei der Beobachtung von den Vorgängen auf unserem Zentralgestirn hatten die
Forscher allerdings bislang das Problem, genau zu erkennen, wie die beobachteten
Strukturen angeordnet waren: Was befindet sich im Vordergrund, was im
Hintergrund?
"In der Atmosphäre der Sonne gibt es nichts, was uns helfen könnte, Entfernungen
einzuschätzen. Alles erscheint flach auf zweidimensionalen Aufnahmen", erklärt
Dr. Russell Howard vom Naval Research Laboratory. "Mit den Stereo-Bildern
wird nun alles viel einfacher. Jetzt können wir viel genauer bestimmen, wo das
Material und die Energie entlang fließt. Das wird uns helfen, die komplexen
physikalischen Vorgänge besser zu verstehen."
Bei sogenannten koronalen Massenauswürfen (Coronal Mass Ejections, CME)
werden große Mengen an Plasma, also von elektrisch geladenem Gas, ins All
geschleudert. Die Massenauswürfe können sich mit Geschwindigkeiten von mehreren
Millionen Kilometern pro Stunde durch das All bewegen. Treffen sie auf die Erde,
kann es zu erheblichen Störungen kommen - und zu einer eindrucksvollen Zunahme
von Polarlichtern.
Um Satelliten und andere empfindlichen Geräte gegen solche Massenauswürfe zu
schützen, benötigt man Vorhersagen. Und genau diese könnten jetzt durch die
STEREO-Daten deutlich verlässlicher werden: Wichtig bei den Vorhersagen ist es
nämlich, die Position der Front des Massenauswurfes exakt zu bestimmen. "Wenn
man die Front eines Auswurfs genau kennt, kann man die Vorhersagegenauigkeit für
das Eintreffen auf der Erde von einem Tag auf wenige Stunden verbessern",
verdeutlicht Howard die Bedeutung der neuen STEREO-Daten. "Zudem werden
Wissenschaftler auch bessere Aussagen über die Schwere der sich aus den
Auswürfen ergebenden magnetischen Stürme machen können."
Außerdem ermöglichen die beiden STEREO-Sonden erstmals, die Auswürfe von der
Sonne auf ihrem gesamten Weg zur Erde zu verfolgen. Bislang wurde der größte
Teil der Wegstrecke zwischen unserem Zentralgestirn und der Erde lediglich
modelliert ohne über Beobachtungsdaten zu verfügen.
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