Verlust der Sonde durch fehlerhaftes Update
von Stefan
Deiters
astronews.com
16. April 2007
Im November des vergangenen Jahres brach der Kontakt zur
NASA-Sonde Mars
Global Surveyor unerwartet ab. Die Sonde, die unseren äußeren Nachbarn im
All seit September 1997 umrundet hatte, gilt seitdem als verloren. Jetzt
veröffentlichte die NASA erste Untersuchungsergebnisse über die Ursache des
Verlustes: Schuld war ein fehlerhaftes Parameter-Update, das schon im Juni
Richtung Mars geschickt wurde.

Software-Update sorgte für Verlust: NASA-Sonde Mars
Global Surveyor. Bild: NASA /
JPL |
Mars Global Surveyor hatte den Mars etwa vier Mal länger beobachtet, als
es ursprünglich geplant war. Trotzdem hat der plötzliche Abbruch der
Funkverbindung zum Marsveteranen im November 2006 (astronews.com berichtete) die
NASA überrascht. Ein jetzt vorgelegter vorläufiger Untersuchungsbericht macht
nun auch Fehler im auf der Erde für den Verlust der Sonde verantwortlich.
Der Marsveteran hatte zum letzten Mal am 2. November 2006 mit der Erde
kommuniziert. Elf Stunden später, so die NASA heute, dürften die Batterien total
verbraucht gewesen sein, wodurch die Sonde nicht mehr in der Lage war, ihre Lage
im All zu kontrollieren. "Der Verlust der Sonde war das Ergebnis einer Serie von
Ereignissen, die mit einem Computerfehler zu tun haben, der bereits fünf Monate
vor dem Verlust auftrat," erläutert Dolly Perkins vom NASA Goddard Space
Flight Center, die der Untersuchungskommission vorstand.
Am 2. November erhielt die Sonde den Befehl, die Ausrichtung der Solarzellen neu
zu justieren. Eigentlich war das Routine, doch die Sonde meldete eine Reihe von
Warnungen. Später signalisierte sie aber, dass sie sich stabilisiert hätte. Dies
war die letzte Information, die man vom Global Surveyor erhielt. Offenbar
hat sich die Sonde danach so gedreht, dass eine Batterie direktem Sonnenlicht
ausgesetzt war, wodurch die Batterie überhitzte und am Ende beide Batterien
verbraucht waren. Da die Antenne nicht korrekt zur Erde ausgerichtet war, konnte
die Sonde nicht mit der Erde kommunizieren.
Zwar verfügt die Sonde über einen eingebauten Sicherheitsmodus, doch enthält
diese Funktion keinen Schutz, der sicherstellt, dass die Sonde so orientiert
ist, dass Bereiche nicht überhitzen. Doch wie konnte es überhaupt zu diesem
Fehler kommen? Der Untersuchungsbericht hat als Ursache ein Parameter-Update aus
dem Juni 2006 ausgemacht, das in einen falschen Speicherbereich des
Bordcomputers geschrieben wurde. Das Update sollte die Ausrichtung einer Antenne
der Sonde bei Problemsituationen verbessern helfen.
Dadurch, dass das Update in den falschen Speicherbereich gelangte, wurden zwei
Parameter überschrieben, die für die Ereignisse Anfang November von Bedeutung
sind: Ein Parameter legt Grenzen fest wie weit die Sonnensegel gedreht werden
können, der andere gibt die Richtung an, in die die Antenne bei
Notfallsituationen ausgerichtet werden soll.
Beim Routinebefehl, die Sonnensegel neu auszurichten, wurde eines der Segel nun
über das eigentliche Limit und bis zum "Anschlag" gedreht, weswegen die Sonde
annahm, dass das Segel klemmte. Sie versetzte sich - wie bei solchen Notfällen
vorgesehen - automatisch in einen Sicherheitsmodus, der aber dazu führte, dass
eine der Batterien überhitzte, was letztlich zum kompletten Stromausfall führte.
Obwohl die Sonde in der gesamten Zeit perfekt zur Erde ausgerichtet war, gelang
keine Kommunikation mit dem Kontrollzentrum: Die Antenne zeigte - wegen des
fehlerhaften Parameters - von der Erde weg.
Die Untersuchungskommission vermutet, dass die Batterien nach fünf bis sechs
Umläufen (entsprechend zehn bis zwölf Stunden) verbraucht waren. Mars Global
Surveyor war damit verloren. Offiziell wurde die Sonde am 28. Januar 2007
für verloren erklärt.
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