Saturnmond als kosmischer Graffitikünstler
von Stefan
Deiters
astronews.com
12. Februar 2007
Amerikanische Astronomen haben entdeckt, dass der
sechstgrößte Saturnmond Enceladus eine Art kosmischer Graffitikünstler ist: Die
Geysire des Mondes versprühen winzige Eispartikel ins All, die sich dann auf
mindestens elf anderen Saturnmonden niederschlagen. Diese bekommen so eine
stark reflektierende Oberfläche, wodurch sie zu den hellsten Objekten im
Sonnensystem werden.

Der Saturnmond Enceladus sprüht ständig
Eispartikel ins All. Foto: NASA / JPL / Space Science
Institute |
"Enceladus' Kunst ist eine Art 'work-in progress'", erläutert Anne Verbiscer,
Wissenschaftlerin im Astronomieinstitut der Universität von Virginia. "Ständig
werden dadurch die Oberflächen anderer Monde verändert, die sich in Enceladus'
wunderschönem Schweif aus Eispartikeln aufhalten. Deswegen haben wir den
Saturnmond auch Graffitikünstler genannt, weil er das Aussehen der anderen Monde
verändern kann." Die Ergebnisse der Untersuchung der Wissenschaftler erschien Ende
vergangener Woche im Wissenschaftsmagazin Science.
Der Ring, den Enceladus durch seine Eispartikel erzeugt, ist allgemein unter
dem Namen E-Ring bekannt. Mindestens elf andere Monde des Saturn umrunden den
Planeten innerhalb dieses Rings und werden ständig von den Teilchen getroffen,
die Enceladus ins All bläst. Diese Eispartikel stammen aus Geysiren am Südpol
des Mondes, die immer wieder ausbrechen. Sie könnten in dem so entstandenen Ring
aus Eisteilchen Tausende von Jahren existieren, bis sie auf einen der Mond
treffen oder wieder auf Enceladus selbst.
"Wir haben uns immer gefragt, warum die anderen Monde des E-Rings so hell
sind, obwohl sie doch - im Gegensatz zu Enceladus - geologisch nicht aktiv
sind", erläutert Verbiscer. "Die Antwort ist, dass die anderen Monde durch die
Eispartikel von Enceladus nahezu gesandstrahlt werden. Diese Charakteristika
waren uns zuvor unbekannt."
Enceladus ist aus mehreren Gründen ein interessanter Saturntrabant:
Astrobiologen spekulieren, dass sich eventuell im flüssigen Wasser unter der
Eisdecke primitive Mikroorganismen entwickelt haben könnten. Geologen
verwundert die Aktivität des Mondes, der etwa sieben Mal kleiner ist
als der Erdmond. Doch im Gegensatz zum Endmond passiert auf Enceladus andauernd
etwas: Geysire sprühen Wasser und Eis in die Höhe, was auf Druck und Hitze im
Inneren des Mondes hindeutet (astronews.com berichtete).
Die Oberfläche von Enceladus ist sehr jung, vermutlich weniger als 100
Millionen Jahre alt. Er ist der sechstgrößte von über 30 Saturnmonden. Wegen
seiner eisigen Oberfläche hat Enceladus das größte Abstrahlvermögen (oder Albedo)
aller Objekte im Sonnensystem. Der Mond wurde 1789 von William Herschel
entdeckt.
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