Wo sind Luft und Wasser geblieben?
von Rainer Kayser
26. Januar 2007
Über eines sind sich die meisten Marsforscher einig: Vor
vier Milliarden Jahren sah es auf dem roten Planeten gänzlich anders aus als
heute. Damals gab es vermutlich Wasser an der Oberfläche und eine dichte
Atmosphäre. Doch wo sind Wasser und Luft geblieben? Ins All geblasen, so eine
neue Studie, wurden sie zumindest nicht. Verbergen sie sich also noch auf dem
Mars?

Wo blieben Luft und Wasser des Mars? Foto: NSSDC / NASA |
Vor vier Milliarden Jahren war der Mars nach heutigen Erkenntnissen eine warme
Welt mit fließendem Wasser an der Oberfläche und einer dichten Atmosphäre. Wo
aber sind die Luft und das Wasser geblieben? Messungen der europäischen Sonde
Mars Express entlasten nun die bisherige
Hauptverdächtige: Die Sonne scheint dem Mars seine Luft und sein Wasser nicht
entrissen zu haben. Demnach, so folgern die Planetenforscher im Fachblatt
Science, müsse es Reservoire im Marsboden geben, in denen sich Luft und Wasser
noch heute verbergen.
"Das Schicksal der Kohlendioxid-Atmosphäre der Mars-Frühzeit ist eines der
großen Rätsel der Erforschung des roten Planeten", so die Wissenschaftler um
Stas Barabash vom schwedischen Institut für Weltraumphysik in Kiruna. Zwei Jahre
lang haben die Forscher mit den Instrumenten des Mars Express beobachtet, wie
viel Kohlendioxid und Wasserdampf aus der Atmosphäre des Planeten durch den
Sonnenwind in den Weltraum entweicht.Die Verlustraten summieren sich auf lediglich 20 Gramm pro Sekunde. Ein für die
Forscher verblüffend niedriger Wert, hatte doch die russische Sonde Phobos-2 im
Jahr 1989 einen hundertfach größeren Wert zur Erde gefunkt. Extrapoliert man die
von Mars Express gemessene Verlustrate über die gesamte Marsgeschichte, so kann
der Sonnenwind dem roten Planeten gerade einmal ein Tausendstel der Atmosphäre
und ein Zehntausendstel des Wassers entrissen haben.
Wo also stecken das Kohlendioxid und das Wasser heute? Zwar gibt es zahlreiche
Hinweise auf im Marsboden verborgenes Eis. Doch es gibt auch weniger erfreuliche
Alternativen. So könnte statt des Sonnenwinds der Einschlag eines großen
Asteroiden oder Kometen zum Verlust der Atmosphäre und des Wassers geführt
haben. Auf eine andere Möglichkeit weist David Brain von der University of California im Magazin
New Scientist hin: "Wir vermuten, dass Sonnenstürme in
der Frühzeit des Sonnensystems erheblich häufiger und stärker waren." In diesem
Fall könnten die heutigen Messwerte in die Irre führen - und die Sonne wäre
vielleicht doch schuld daran, dass der Mars heute eine trockene Welt ist.
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Mission Mars - die
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