Pluto, Hubble und der Weiterbau der ISS
von Stefan
Deiters
astronews.com
29. Dezember 2006
Traditionell blickt astronews.com Ende Dezember zurück auf
die Geschehnisse aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt im zu Ende gehenden
Jahr. Das soll auch zum 8. Jahresende seit Gründung dieses Online-Dienstes nicht
anders sein. Und natürlich gab es auch 2006 einiges zu berichten - etwa von
einem degradierten Planeten, einem geretteten Teleskop und dem erfolgreichen
Weiterbau der ISS.

Machten Schlagzeilen 2006: Pluto, Thomas Reiter,
das Hubble-Weltraumteleskop und extrasolare
Planeten.
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Das Jahr begann spannend: Erstmals kehrten Mitte Januar Proben eines
Kometen zur Erde zurück, die die NASA-Sonde Stardust vom Kometen Wild 2 gesammelt hatte. Mit einem
Fallschirm segelte der Probenbehälter zur Erde und landete in der Wüste Utahs.
Die Proben
übertrafen alle Erwartungen und
stellten nach einer gründlichen Analyse sogar manch sicher geglaubte Theorie
über die Geburt des Sonnensystems in Frage.
Auch Hubble sorgte 2006 wieder für Schlagzeilen: Nicht so sehr durch die
immer noch beeindruckenden Entdeckungen und Bilder, die das Weltraumteleskop
machte, wie etwa
neue
Monde und Ringe um Uranus, dem
faszinierenden Blick in
den Orion-Nebel oder einen fünffachen Quasar.
Nein, Hubble machte Schlagzeilen, durch die NASA-Ankündigung, dass es nun
doch eine Wartungsmission zum Weltraumteleskop
geben soll. NASA-Administrator Michael Griffin revidierte Ende Oktober
die Entscheidung seines Vorgängers und kündigte eine Service-Mission zum
Weltraumteleskop Hubble für das Jahr 2008 an. Während
der elftägigen Mission soll das Teleskop zwei neue Instrumente sowie neue
Kreisel und Batterien bekommen.
Die Ankündigung war natürlich nur durch die erfolgreiche Wiederaufnahme der
Shuttle-Flüge möglich. Nach der zweiten
Return-to-Flight-Mission der Discovery
im Juli, die den deutschen ESA-Astronauten Thomas
Reiter zur ISS brachte, begann
die NASA im September mit dem Weiterbau der ISS.
Montiert wurden dabei unter anderem neue Sonnensegel, um auch die größer
werdende Raumstation mit ausreichend Energie versorgen zu können. Kurz vor
Weihnachten wurden die Montagearbeiten dann erfolgreich
fortgesetzt und Thomas Reiter kehrte nach fast
einem halben Jahr im All wohlbehalten zur Erde zurück.
Trotz der einkehrenden Routine bei den Shuttle-Flügen sind die NASA-Raumfähren
ein Auslaufmodell: So stellte die NASA schon einmal den Nachfolger vor, der
Astronauten auch wieder zum Mond bringen soll:
das Raumschiff Orion.
Lag es am Sommerloch oder gibt es auf aller Welt tatsächlich so viele Fans
des kleinen und eisigen Pluto, der so weit entfernt von der Sonne seine Runden
dreht, dass man ihn mit bloßem Auge gar nicht erkennen kann? Pluto jedenfalls
war eines der astronomischen Themen im zu Ende gehenden Jahr: Nachdem immer mehr
Objekte in der Größe Plutos im so genannten Kuiper-Gürtel aufgespürt und
eines davon sogar schon zum "zehnten Planeten" ausgerufen wurde, stand die
Generalversammlung der
Internationalen Astronomischen Union in Prag im August vor der Wahl: Will man
zulassen, dass es immer mehr Planeten im Sonnensystem gibt oder legt man strenge
Kriterien fest, die ein Objekt erfüllen muss, um als Planet zu gelten.
Nach einigem Hin und Her entschied man sich für letzteres:
Pluto verlor seinen Planetenstatus und gilt
seither als Zwergplanet - eine nicht unumstrittene Entscheidung, die auch nach
Ende der Generalversammlung heftig diskutiert wurde - nicht zuletzt im
astronews.com Forum. Auch der
"zehnte Planet" konnte nun endlich einen
Namen bekommen und Pluto einen Nummer. 2003 UB313 sollte nicht etwa Xena
heißen, wie viele Medien immer wieder geschrieben haben, sondern Eris - passend
benannt nach der Göttin der Zwietracht und des Streits.
Auch vom Mars gab es 2006 einige Nachrichten: Das lange Zeit nicht
funktionierende Radar MARSIS
auf der ESA-Sonde Mars Express
entdeckte Wassereis, verschüttete Krater und machte eine
überraschende Entdeckung im Marsuntergrund, die Mars-Rover fuhren weiterhin
scheinbar unermüdlich auf der Marsoberfläche herum:
Spirit entdeckt unter anderem zwei
Meteoriten und
Opportunity erkundete den Victoria-Krater
und wurde dabei sogar von der jüngste NASA-Sonde, dem Mars
Reconnaissance Orbiter fotografiert. Von einer anderen Mars-Sonde hörte die
NASA 2006 zum letzten Mal: Der Kontakt zu
Mars Global Surveyor ging verloren.
Natürlich tat sich auch bei der Suche nach extrasolaren Planeten wieder
einiges und der Planetenbegriff geriet heftig durcheinander als Forscher die
Frage aufwarfen, ob auch
Planemos Planeten haben? Auch Hubble
beteiligte sich an der Planetenjagd und entdeckte
den Mutterstern einer fernen Welt, 16 extrasolare Planeten
und bestätigte die Existenz des Planeten um Epsilon
Eridani. Auf die Entdeckung von erdähnlichen Planeten hoffen die
Astronomen mit Hilfe der europäischen Mission
COROT, die Ende Dezember gestartet ist.
Pluto und der Kuiper-Gürtel sollen im nächsten Jahrzehnt Besuch von der Sonde
New Horizons bekommen, die im Januar
gestartet ist.
Ende November gelang ihr
der erster Blick auf
Pluto. Das Sonden-Paar STEREO wird künftig das Weltraumwetter
in drei Dimensionen
abbilden und die ESA-Sonde
Venus Express schwenkte in einen Orbit um die Venus
ein.
Inzwischen lieferte die Sonde bereits eindrucksvolle Daten, etwa
über die Temperatur
der Venusoberfläche. Die europäische Mondmission
SMART-1 ging mit einem geplanten Crash
Anfang September zu Ende.
Das waren nur einige Highlights des zu Ende gehenden Jahres. Diskutieren Sie
doch Ihre persönlichen Höhepunkte aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt im
astronews.com Forum. Sicherlich wird auch das Jahr 2007 manche interessante
Nachricht für diesen Online-Dienst bereithalten. Wir werden weitere berichten
und bedanken uns an an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit, durch die eine
Nachrichtenseite wie astronews.com erst möglich wird.
Unseren Leserinnen und Lesern danken wir für die Treue und wünschen für das
Jahr 2007 alles Gute.
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