Eine Galaxie, zwei Supernovae
von Stefan
Deiters
astronews.com
23. November 2006
Astronomen haben mithilfe des NASA-Satelliten SWIFT eine
Galaxie entdeckt, in der innerhalb von weniger als fünf Monaten gleich zwei Supenova-Explosionen zu beobachten waren. Normalerweise ereignen sich in großen
Galaxien drei dieser Explosionen in einem Jahrhundert. In NGC 1316 aber haben
sich in nur 26 Jahren vier Supernovae ereignet.
Die Galaxie NGC 1316 mit zwei Supernovae (links
und rechts des hellen Galaxienkerns). Foto:
NASA/Swift/Stefan Immler
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Damit gehört die elliptische Galaxie in rund 80 Millionen Lichtjahren Entfernung
zu den produktivsten "Erzeugern" dieser Sternenexplosionen. Die erste in diesem
Jahr beobachtete Supernova ist auf der
rechten Bildseite gerade noch zu sehen und trägt den Namen 2006dd. Sie wurde am 19. Juni
2006 entdeckt. Gleich links daneben befindet sich 2006mr, die am 5. November
aufgespürt wurde. Zusammen mit dem Galaxienzentrum in der Mitte geben die beiden
Sternenexplosionen der fernen Galaxie das Aussehen eines Gesichtes. Der weitere
Punkt am linken Rand, der "Ohrring", ist ein Vordergrundstern. Für die
vergleichsweise große Anzahl von Supernovae in NGC 1316 könnte es eine einfache
Erklärung geben: Die Galaxie ist unlängst mit einer Spiralgalaxie verschmolzen.
Hierdurch entstehen sehr viele neue und auch massereiche Sterne, die ihr Leben
nach relativ kurzer Zeit eben mit einer Supernova-Explosion beenden. Doch es
gibt ein Problem: Bei allen bislang in NGC 1316 beobachteten Supernovae handelt
es sich um Explosionen vom Typ Ia - eine Variante, die bislang nicht mit
Galaxienverschmelzungen in Verbindung gebracht wurde.
Nun rätseln die Astronomen, ob die Supernovae in NGC 1316 ein bloßer Zufall
sind oder vielleicht doch etwas mit der Galaxienverschmelzung zu tun haben.
Bei Typ Ia
Supernovae geht man davon aus, dass ein Doppelsternsystem an dem Ereignis
beteiligt ist. Ein Weißer Zwerg, also ein ausgebrannter Sternenrest, bekommt
dabei "frisches" Brennmaterial von einem nahen Begleiter. Hat der Weiße Zwerg
genug Material aufgesammelt, können im Inneren des Zwergsterns wieder
Fusionsprozesse beginnen, die allerdings so energiereich sind, dass der gesamte
Stern explodiert.
Die Entdeckung der zwei Supernovae gelang mit dem Satelliten SWIFT, der vor
zwei Jahren gestartet wurde und eigentlich nach Gammastrahlen-Ausbrüchen (Gamma-Ray-Bursts)
suchen soll. Um die mysteriösen Gammastrahlen-Blitze bei einer Entdeckung sofort
umfangreich untersuchen zu können, hat SWIFT neben einem Gammastrahlen-Detektor
auch Teleskope an Bord, die im optischen und ultravioletten sowie im
Röntgenbereich beobachten können.
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