Rückkehr der Leoniden?
von
Hans Zekl
für
astronews.com
14. November 2006
Um die Jahrtausendwende boten die Leoniden im November
mehrfach ein faszinierendes Schauspiel, als in rund einer Stunde Tausende
Sternschnuppen am Firmament aufleuchteten. Inzwischen ist aber die Aktivität
wieder stark gefallen. Doch nun wird im Internet darüber diskutiert, ob es
dieses Jahr wieder zu einem Ausbruch kommen könnte. Was ist dran an dieser
Geschichte?

Der Leoniden-Schauer 2002 von Nordspanien aus. Foto:
Juan Carlos Casado /
Skylook.net |
Wenn Kometen sich nahe der Sonnen befinden, bilden sie ihre typischen
Schweife aus. Einer besteht vorwiegend aus Gas, während der andere von
Staubteilchen gebildet wird. Durchquert die Erde auf ihrer Wanderung um unsere
Sonne solch einen Staubschweif, leuchten die Staubkörner in der Erdatmosphäre
als Sternschnuppen auf. Jedes Jahr durchquert die Erde mehrere solcher
Kometenschweife, die sich dann als Sternschnuppenschauer bemerkbar machen. Am
bekanntesten sind die Perseiden, die jedes Jahr im August auftreten.
Die Leoniden dagegen sind normalerweise ziemlich unauffällig. Maximal rund 10
Meteore pro Stunde, wie Sternschnuppen im Fachjargon genannt werden, sind Mitte
November unter günstigen Bedingungen zu sehen. Sie stammen vom Kometen
Tempel-Tuttle, der alle 33 Jahre in die Nähe der Sonne kommt. Bei jedem neuen
Umlauf entsteht ein neuer Staubschweif, dessen Staubkörner sich langsam um die
Bahn des Kometen verteilen. Dabei können diese Schweife mehrere Umläufe lang
existieren, bevor sie sich endgültig auflösen.
Aber manchmal kommt es bei den Leoniden in den Jahren nach der Wiederkehr
ihres Mutterkometen zu gewaltigen Ausbrüchen, bei denen zeitweise mehrere helle
Sternschnuppen gleichzeitig über den Nachthimmel jagen - zuletzt in den Jahren
1998 bis 2002. Nach Berechnungen der Astronomen dürften allerdings im 21.
Jahrhundert keine Stürme mehr auftreten. Nur wenn der Komet Tempel-Tuttle zurückkehrt, wird es weiterhin zu erhöhten Aktivitäten kommen.
Nachdem es in den letzten drei Jahren zu keinen nennenswerten
Leonidenaktivitäten gekommen ist, sagen nun vier Forscher für dieses Jahr wieder
eine erhöhte Aktivität voraus. Am 19. November wandert die Erde nahezu mittig
durch den Schweif aus dem Jahr 1932. Einen Sturm allerdings wird es dadurch
nicht werden, aber ein deutliches, spitzes Maximum wird erwartet.
So prognostizieren Jérémie Vaubaillon vom Institut de Mécanique Céleste
in Paris, David Asher vom Armagh Observatory in Nordirland und Mikiya
Sato von der Fuchu Astronomical Society in Japan unabhängig von einander
etwa 100 bis 150 Leoniden pro Stunde. Mikhail Maslov aus Russland dagegen
erwartet nur etwa 30 Sternschnuppen. Das Maximum wird gegen 5.50 Uhr MEZ
erwartet und dauert nur kurze Zeit, vermutlich kaum eine Stunde.
Einen Wermutstropfen hat die Sache aber. Wahrscheinlich sind die
Sternschnuppen diesmal sehr lichtschwach. Deshalb benötigt man zum Beobachten
einen wirklich dunklen und klaren Himmel. Glücklicherweise ist der Mond diesmal
kein Thema - ein Tag nach dem erwarteten Maximum ist Neumond. Die Dämmerung
setzt auch erst ein, nachdem die stärkste Aktivität vorüber ist. Das normale
Maximum tritt dagegen schon in den Nachmittagsstunden des 17. November auf.
Die Wissenschaftler betonen aber auch, dass ihre Berechnungen mit einigen
Unsicherheiten behaftet sind. Deshalb sind genaue Beobachtungen wichtig, um die
Modelle zu verbessern. Gegen 23 Uhr geht der Radiant, also der Punkt, in dem sich nach
hinten verlängerte Leuchtspuren der Meteore treffen, auf. Vielleicht gibt es ja
eine Überraschung wie 1998, als unerwartet sehr helle Leoniden den Nachthimmel
erhellten.
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