Riesensturm am Saturn-Südpol
von Stefan
Deiters
astronews.com
13. November 2006
Die Raumsonde Cassini hat auf dem Saturn etwas
entdeckt, was man bislang auf keinem anderen Planeten gesehen hat: einen
Hurrikan-ähnlichen Sturm am Südpol des Ringplaneten mit einem deutlich
ausgeprägten Auge, das von sich auftürmenden Wolken umgeben ist. Das Sturmsystem
hat einen Durchmesser von 8.000 Kilometern, also von zwei Dritteln des
Erddurchmessers.
Cassini-Aufnahme des Saturn-Südpols mit dem Hurrikan-ähnlichen
Sturm. Foto: NASA / JPL /
Space Science Institute |
"Es sieht wie ein Hurrikan aus, aber es verhält sich nicht wie
einer", beschreibt Andrew Ingersoll vom Cassini Imaging Team am
California Institute of Technology den Wirbelsturm. "Was es auch immer ist,
wir werden uns das Auge des Sturms ganz genau ansehen, um herauszubekommen,
warum es genau dort ist."
Über drei Stunden hat die Kamera an Bord der Saturnsonde Cassini das
Sturmsystem immer wieder fotografiert, so dass die Wissenschaftler die
Windgeschwindigkeiten bestimmen konnten: Danach dreht sich der Sturm im
Uhrzeigersinn mit 550 Kilometern pro Stunde um den Südpol des Saturns.
Cassini entdeckte auch die Schatten von aufgetürmten Wolken, die das Auge
des Sturms umrunden und zwei Spiralarme aus Wolken, die von dem zentralen Ring
ausgehen.
Die Wolken im Ring scheinen sich 30 bis 75 Kilometer über den Wolken im
Zentrum des Sturms aufzutürmen und sind damit zwei bis fünf Mal höher als
entsprechende Gewitterwolken auf der Erde. Solche Wolkentürme um das Auge eines
Sturms gehören auf der Erde zu einem charakteristischen Merkmal von Hurrikans
und sind mit heftigen Regenfällen verbunden.
Ob auf dem Saturn ähnliche Konstellationen zur Bildung eines solchen
Hurrikan-ähnlichen Sturmsystems geführt haben, wissen die Forscher bislang
nicht. Die Entdeckung von solchen aufgetürmten Wolken um das Sturmzentrum ist
bislang einmalig auf anderen Planeten: Der berühmte Große Rote Fleck auf dem
Jupiter etwa, hat solche Wolken nicht, obwohl er deutlich größer ist als der
südpolare Saturnsturm.
Bei aller Ähnlichkeit zu irdischen Hurrikans gibt es allerdings auch
entscheidende Unterschiede: Hurrikans auf der Erde bewegen sich und entstehen
über dem Ozean. Auf dem Gasriesen Saturn gibt es keinen Ozean und der entdeckte
Wirbelsturm bewegt sich nicht vom Saturnpol weg.
"Der klare Himmel über dem Auge des Saturnsturms scheint sich doppelt so weit
in tiefere Schichten fortzusetzen wie an anderen Stellen", beschreibt Dr. Kevin
H. Baines vom NASA Jet Propulsion Laboratory. "Dadurch bekommen wir den
bislang tiefsten Einblick in den Saturn in verschiedenen Wellenlängenbereichen
und konnten mysteriöse dunkle Wolken am Grund des Auges entdecken."
Frühere Beobachtungen mit dem Keck I-Teleskop auf Hawaii hatten
gezeigt, dass der Südpol des Saturn warm ist (astronews.com berichtete).
Cassini konnte diesen Befund nun bestätigen und ermittelte am Pol einen
Temperaturanstieg von zwei Grad. Diese Temperaturen finden sich allerdings in
Atmosphärenschichten über den von Cassini fotografierten Wolken.
Die nächsten Jahre werden nun spannend: Auf der Südhalbkugel des Saturn wird
der Herbst beginnen und die Wissenschaftler wollen verfolgen, wie sich diese
Änderung auf die dramatischen Wetterphänomene rund um den Südpol des
Ringplaneten auswirkt. So hoffen sie, den jetzt entdeckten stationären
Saturnhurrikan besser zu verstehen.
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