Bau der ISS geht weiter
von Stefan Deiters
astronews.com
23. August 2006
Mit dem für Sonntag geplanten Start der amerikanischen Raumfähre
Atlantis soll der durch die Columbia-Katastrophe unterbrochene
Ausbau der Internationalen Raumstation ISS endlich weitergehen. Die sechs
Astronauten sollen die Raumstation mit einem zweiten Satz an Sonnensegeln
ausstatten.
Während der Mission der Atlantis soll ein neues Paar Sonnensegel
an die ISS montiert werden (im Vordergrund). Bild: NASA |
Nach zwei "Return to Flight"-Flügen der Discovery im Juli dieses und des
vergangenen Jahres soll der reguläre Ausbau der Internationalen Raumstation ISS
mit dem Flug der Raumfähre Atlantis wieder aufgenommen werden. Die
sechsköpfige Besatzung der Atlantis soll während ihrer auf elf Tage
angesetzten Mission ein zweites Paar Sonnensegel mitsamt neuer
Verbindungsstrukturen an die Internationale Raumstation montieren. "Das wird ein
sehr arbeitsreicher Flug", glaubt Kommandant Brent Jett. "Wir mussten noch nie
so viele Aufgaben an aufeinander folgenden Tagen bewältigen."
Die Mission der Atlantis wird auch all die neuen Sicherheitschecks und -kontrollen
beinhalten, die schon die Discovery als Antwort auf die Columbia-Katastrophe
durchlaufen musste. Dazu gehören eine Untersuchung des Hitzeschutzschildes im
Orbit mit Hilfe des Roboterarmes der Atlantis sowie eine Drehung des
Shuttles bei Annäherung an die Station, um noch einmal die Hülle der
Atlantis untersuchen zu können.
Dies sind aber nur die neuen Standardsicherheits-Prozeduren: Die Crew der
Atlantis wird außerdem während dreier Arbeitseinsätze im All mit dem
Weiterbau der ISS beginnen. Gleich nach dem Andocken an der ISS am dritten Tag
wird die Besatzung mit dem Ausladen der neuen Sonnensegel beginnen, die
zusammengefaltet etwa die Größe eines kleinen Busses haben. Für sieben Tage gibt
es dann kaum eine Ruhepause für Jett und seinen Crew.
"Am zweiten Flugtag müssen wir viele Inspektionen durchführen", fasst der
Kommandant zusammen. "Also vom Start geht es gleich am zweiten Flugtag zu den
Inspektionen, dann Andocken, Auspacken, erster Weltraumspaziergang, zweiter
Weltraumspaziergang, Sonnensegel ausbringen, ein weiterer Weltraumspaziergang.
Das Programm ist schon eine Herausforderung."
Und es gibt viele Dinge, die das Programm gehörig durcheinander bringen
können - etwa die riesigen Sonnensegel. Schon bei der Installation der ersten
Sonnensegel im November 2000 hatten diese den Astronauten einige Schwierigkeiten
bereitet. Die jetzt zu installierenden Segel sollten ursprünglich schon im Mai
2003 installiert werden. Da sie so groß sind, kann man sie nur zusammengefaltet
transportieren. Sie wurden zwar regelmäßig überprüft, doch hoffen alle, dass es
beim Entfalten nicht doch noch zu einer bösen Überraschung kommt. Zur Not wurde
auch das Entfalten per Hand trainiert.
Und noch ein ganz anderer Aspekt macht die Mission zu einer Herausforderung:
Durch die Installation des neuen Bauteils wird sich nicht nur das Aussehen der
Station ändern, sondern auch ihre Balance. Im Kontrollzentrum auf der Erde muss
man also darauf achten, dass sich die ISS nicht neigt und eventuell
gegensteuern. "Man rechnet alles durch", so Shuttle-Flugdirektor Paul Dye,
"aber letztlich kann man nur hoffen, dass die Rechnungen auch mit der realen
Welt übereinstimmen."
Eines dürfte also klar sein: Auch wenn mit dem Flug der Atlantis der
reguläre Ausbau der Raumstation weitergeht, ist die kommende Mission alles
andere als ein Routineflug ins All.
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