Ein Flusslauf in der Hochlandregion Libya Montes
Redaktion / DLR
astronews.com
30. März 2006
Neue Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen einen Bereich der äquatornahen Region Libya
Montes, die sich südlich des Isidis Planitia Einschlagbeckens befindet. Auf den
Bildern findet sich einer der besten Beweise dafür, dass auf dem Mars einst
flüssiges Wasser vorhanden war.
Ein trockengefallener Flusslauf, zu erkennen als
schmale Rinne, eingebettet in einem größeren Tal in der
Hochlandregion Libya Montes. Die perspektivische Detailansicht
(nordöstliche Blickrichtung) ist dreifach überhöht. Bild:
ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Die jetzt veröffentlichten Aufnahmen decken den mittleren Teilbereich eines etwa
400 Kilometer langen Talsystems ab, das bereits in der frühen Geschichte vor
etwa 3,5 Milliarden Jahren gebildet und auf einer Breite von mehreren hundert
Metern in die Oberfläche des Planeten durch die erodierende Wirkung fließenden
Wassers vertieft wurde. In den zentralen Talbereichen sind selbst Spuren eines
alten Flussbettes erkennbar. Die Formen sind mit der beste Beweis dafür, dass
flüssiges Wasser auf dem Mars einst in größeren Mengen vorhanden war.
Bestimmungen der Abflussvolumina auf der Basis hochauflösender, digitaler
HRSC-Geländemodelle ergeben Abflussraten, die mit denen des Mittellaufs des
Mississippi identisch sind. Auf der Basis von Kratereinschlaghäufigkeiten auf
dem Talboden und den Talflanken kann die Obergrenze der Zeitdauer der Talbildung
auf etwa 350 Millionen Jahre bestimmt werden.
Messungen der Erosionsraten sowie Beobachtungen der Talgeometrie in
höchstauflösenden Nadiraufnahmen dokumentieren eine relativ kurze
Entstehungsphase des Talsystems während einer Zeit feuchteren Klimas. Es ist
daher wahrscheinlich, dass die aktive Talentwicklung durch kurzzeitige
Flutereignisse und nicht durch dauerhaftes Fließen bestimmt war.
Details der Funde wurden in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Geophysical
Research Letters von Ralf Jaumann (DLR) und seinen Kollegen veröffentlicht.
Die Bilddaten wurden in Orbit 922 aufgenommen und zeigen einen Bereich der
äquatornahen Region Libya Montes bei etwa 81 Grad östlicher Länge. Auf der
Webseite des DLR ist auch ein Video zu finden, das auf den Mars Express-Daten
basiert.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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