Exotischer Nachbar der Sonne entdeckt
Redaktion / MPG / MPIA
astronews.com
23. März 2006
Mithilfe des Very Large Telescope der Europäischen
Südsternwarte ESO haben Astronomen einen exotischen Nachbarn unserer Sonne
aufgespürt: In nur 12,7 Lichtjahren Entfernung entdeckten die Forscher einen
extrem kalten Braunen Zwerg, der einen anderen massearmen Stern umkreist. Dass
vergleichsweise viele Braune Zwerge in Doppelsternsystemen entdeckt werden,
passt allerdings nicht ganz in das theoretische Modell.
Drei-Farben-Aufnahme von SCR1845-6357AB. Der Braune
Zwerg (unten) erscheint schwächer und blauer als der Hauptstern.
Foto: MPIA / ESO |
Bei Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen
Südsternwarte (ESO) in Chile hat eine Arbeitsgruppe von Astronomen unter der
Leitung von Beth Biller, Markus Kasper und Laird Close einen Braunen Zwerg
entdeckt, der nur 12,7 Lichtjahre von der Erde entfernt einen sehr massearmen
Stern umkreist. Braune Zwerge sind Objekte, die nicht über ausreichend Masse
verfügen, um die nuklearen Fusionsprozesse in ihrem Inneren zu zünden und damit
zu einer richtigen Sonne zu werden.
Die Neuentdeckung mit Namen SCR 1845-6357B steht unter den bisher bekannten
Objekten dieser Art der Erde am zweitnächsten. Er umläuft seinen stellaren
Begleiter in einer Entfernung von 4,5 Astronomischen Einheiten, also der
4,5-fachen Entfernung der Erde von Sonne. Er ist sehr kühl: Die Temperatur
an seiner Oberfläche beträgt nur 750 Grad Celsius. Seine Masse beträgt zwischen
9 und 65 Jupitermassen.
Um den Braunen Zwerg abzubilden, verwendeten die Astronomen den neuen NACO
Simultaneous Differential Imager (NACO SDI) am VLT. Dieses Instrument war
von Laird Close und Rainer Lenzen am Max-Planck-Institut für Astronomie speziell
für die Suche nach extrasolaren Planeten entwickelt und gebaut worden. Mit Hilfe
der SDI-Kamera wird die Fähigkeit des VLT und seiner adaptiven Optik verstärkt,
schwache Objekte nachzuweisen, deren Bild sonst im gleißenden Licht ihrer hellen
Begleiter untergehen würde. Insbesondere liefert SDI zusätzliche spektrale
Informationen, mit deren Hilfe sich die Temperatur dieser schwachen Objekte ohne
weiteres abschätzen lässt.
Der neu entdeckte Braune Zwerg ist in mancher Hinsicht einzigartig: Er steht
der Erde besonders nahe, er ist besonders kühl (ein so genannter T-Zwerg oder
auch Methanzwerg), und er ist als einziger seiner Art Begleiter eines massearmen
Sternes, den er auf einer besonders engen Bahn umläuft. Kein Objekt seiner
Temperatur erscheint uns so hell, so nahe ist er uns. "Das Objekt ist auch
deshalb so wertvoll für die Forschung, weil seine Entfernung recht genau bekannt
ist, so dass seine Leuchtkraft genau bestimmt werden kann und seine Masse wird
sich in Zukunft aus seiner Bahnbewegung um seinen stellaren Begleiter ableiten
lassen," ", erläutert Markus Kasper. "Diese Eigenschaften sind wesentlich für
unser Verständnis des inneren Aufbaus der Braunen Zwerge."
Die Entdeckung dieses Objekts lässt vermuten, dass es, zumindest in der
Umgebung der Sonne, mehr kühle Braune Zwerge in Doppelsystemen gibt, als
isolierte kühle Braune Zwerge. Bis zu einer Entfernung von 20 Lichtjahren von
der Sonne sind bereits fünf kühle Braune Zwerge in Doppelsystemen bekannt, und
nur zwei einzelne, isolierte Objekte dieser Art. Dieses Übergewicht an Objekten
in Doppelsystemen ist auch deswegen von Bedeutung, weil nach den aktuellen
theoretischen Überlegungen über die Entstehung Brauner Zwerge vorwiegend
Einzelobjekte entstehen sollten.
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