Überraschender Fund in Stardust-Proben
von Rainer Kayser
14. März 2006
Eine erste Analyse der Materieproben des Kometen Wild 2, die
die Sonde Stardust Anfang des Jahres zur Erde zurückbrachte, hat mehr
neue Fragen aufgeworfen als beantwortet. So entdeckten die Forscher Mineralien,
die eigentlich nur in der heißen Umgebung von Sternen entstehen. Kometen haben
sich aber nach der gängigen Theorie in den äußeren und kalten Regionen des
Sonnensystems gebildet.
Fosterit, ein Olivin, das in der Materieprobe entdeckt wurde.
Das Staubkorn ist zwei Mikrometer groß. Foto: University
of Washington |
Die im Januar von der Raumsonde Stardust zur Erde gebrachten
Materieproben des Kometen Wild 2 verwirren die Forscher: Sie enthalten
Mineralien, die sich nur in der heißen Umgebung von Sternen bilden - obwohl die
Kometen nach den bisherigen Vorstellungen in den äußeren, kühlen Regionen des
Sonnensystems entstanden sind. Die Astronomen müssen also möglicherweise ihre
Theorien zur Entstehung und Zusammensetzung der Kometen revidieren.
"Ich bin mir sicher: Diese Mineralien haben sich auf keinen Fall im Inneren
dieses eisigen Himmelskörpers gebildet", erklärt Donald Brownlee, der
wissenschaftliche Leiter der Stardust-Mission. Die von den Detektoren der
Raumsonde eingesammelten Partikel enthalten unter anderem Olivin, ein
kristallines Mineral aus Eisen, Magnesium und anderen Elementen. Olivin
entsteht, so Brownlee, aber nur unter großer Hitze in der Nähe eines Sterns.
Doch der Komet Wild 2 entstand vor 4,5 Milliarden Jahren weit jenseits der Bahn
des Planeten Neptun und war 1974 erstmals in das innere Sonnensystem
eingedrungen. Neben Olivin fanden die Forscher weitere bei hohen Temperaturen
entstandene Mineralien aus Kalzium, Aluminium und Titan.
"Ich glaube, dass diese Mineralien im inneren, heißen Bereich des jungen
Sonnensystems oder vielleicht auch in der heißen Umgebung eines anderen Sterns
entstanden sind", sagt Brownlee. Der Fund könnte ein Modell stützen, bei dem von
Magnetfeldern angetriebene Materiestrahlen von den Polen der jungen Sonne
Materie aus der Sonnenumgebung in die äußeren Regionen des Sonnensystems
transportiert haben. Untersuchungen der Kristallstruktur und der
Isotopenzusammensetzung der Mineralien sollen nun weitere Hinweise auf den
Ursprung der Stoffe liefern.
Stardust war am 2. Januar 2004 in nur 236 Kilometern Abstand am Kern
des Kometen Wild 2 vorbei geflogen. Dabei hat die Sonde mit einem speziellen
Kollektor Materie aus der so genannten Koma des Kometen, also seiner Gas- und
Staubhülle, einfangen, ohne die Staubkörner und Moleküle dabei zu zerstören. Für
diesen Zweck hatten die NASA-Experten ein spezielles Aerogel entwickelt, ein
hochporöses, schwammartiges Glas, welches zu 99 Prozent aus Hohlräumen besteht.
Dieses Aerogel bremst eindringende Partikel so langsam ab, dass sie sich nicht
durch Erhitzung verändern oder gar verdampfen. Über eine Million Teilchen größer
als ein Mikrometer, hat Stardust so eingefangen.
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Stardust,
Seite am NASA Jet Propulsion Laboratory |
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