Daten für über 25.000 Sterne der Milchstraße
Redaktion / idw / AIP
astronews.com
13. Februar 2006
Fossile Überreste des jungen Universums lassen sich auch in
unserer Milchstraße finden: Sterne, die vor langer Zeit und möglicherweise sogar
in einer anderen Galaxie entstanden sind. Die genaue Untersuchung dieser Objekte
im Rahmen der RAVE-Studie soll Einblicke in die Geschichte unserer Galaxie
liefern. Jetzt veröffentlichte das RAVE-Team den ersten Datensatz.
Der erste Datensatz des Radial Velocity Experiments (RAVE,
astronews.com berichtete) wurde jetzt veröffentlicht: ein internationales
Astronomen-Team stellte ihn auf dem Astrophysik-Workshop Local Group
Cosmology am Aspen Center for Physics vor. Es sind die ersten Daten,
die von RAVE veröffentlicht werden. RAVE ist eine mehrjährige und ambitionierte
spektroskopische Studie zur Messung von Radialgeschwindigkeiten, Temperaturen,
Alter und Oberflächenschwerkräften von bis zu einer Million Sternen in unserer
Milchstraße.
Die Studie ist nur durch die einzigartigen Fähigkeiten des so genannten
"6dF"-Multi-Objekt-Spekrographen am 1,2-Meter-UK Schmidt-Teleskop des
Anglo-Australischen Observatoriums (AAO) in Siding Spring, Australien, möglich.
Dieses Teleskop kann spektroskopische Informationen von bis zu 150 Sternen
gleichzeitig aufnehmen. Der Spektrograph hat ein Gesichtsfeld mit über 6 Grad
Durchmesser - dies entspricht der 150fachen Fläche des Vollmonds - und ist damit
mehr als 100 Mal größer als das Gesichtsfeld von Spektrographen an anderen
Teleskopen. Durch dieses große Gesichtsfeld kann eine einzigartige Anzahl von
Sternen und Spektren aufgenommen werden.
Die RAVE-Studie misst die Geschwindigkeiten von Sternen entlang der
Sichtlinie, was vorher kaum zu leisten war. Schon die erste
Datenveröffentlichung enthält Sichtlinien-Bewegungen für über 25.000 Sterne
sowie Daten über ihre Helligkeit, Farbe und Bewegung über den Himmel - allein
vom ersten Arbeitsjahr. "Diese Datei wird eine einzigartige Ressource für alle
Astronomen sein, die im Bereich der Evolution der Galaxis arbeiten und mit
unserer Datenveröffentlichung kann die astronomische Gemeinschaft an unserer
Aufgabe teilhaben" erläutert Professor Tomaz Zwitter von der Ljubljana
Universität in Slowenien und Projektwissenschaftler der RAVE-Studie. "Schon
diese Stichprobe ist doppelt so groß wie die bisher größte Sternenstudie der
Milchstraße".
"RAVE wird noch einige Jahre laufen und die gesamte RAVE-Studie wird eine
riesige Ressource für Sternenbewegungen und chemische Häufigkeiten sein, die uns
einige fundamentale Fragen zur Entstehung und Evolution unserer Galaxie
beantworten wird", ergänzt Professor Matthias Steinmetz, Direktor des
Astrophysikalischen Instituts Potsdam und Leiter und Initiator der
RAVE-Kollaboration.
RAVE ist ein multinationales Projekt, an dem sich Wissenschaftler aus
Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, den
Niederlanden, der Schweiz, Slowenien und den USA beteiligen. Die Finanzierung
von RAVE, die einen umfangreichen Zugang zum Teleskop und Instrument ermöglicht,
wird von den teilnehmenden Institutionen und von den jeweiligen nationalen
Organisationen zur Forschungsförderung geleistet.
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