Die Masse von Sirius B
von Stefan
Deiters
astronews.com
19. Dezember 2005
Sirius im Sternbild Großer Hund ist in mancherlei Hinsicht
ein bemerkenswertes Objekt: Die auch Hundsstern genannte Sonne ist der hellste
Stern am Nachthimmel und verfügt zudem über einen Begleiter, den Weißen
Zwergstern Sirius B. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop gelang es nun, die
Masse des dunklen Begleiters genau zu vermessen.

Sirius überstrahlt mit seiner Helligkeit seinen
Begleiter Sirius B (unten links) fast vollständig. Foto:
NASA, H. E. Bond und E. Nelan (STScI), M. Barstow und M.
Burleigh (University of Leicester) und J. B. Holberg (University
of Arizona)

So stellt sich ein Künstler Sirius und seinen Begleiter Sirius B
vor. Bild: NASA, ESA und G. Bacon (STScI) |
Für Astronomen muss es schon frustrierend sein: Gerade der uns am nächsten
gelegene Weiße Zwergstern Sirius B wird vom hellsten Stern am Nachthimmel im
wahrsten Sinne des Wortes überstrahlt. Der Stern im Wintersternbild Großer Hund
ist deswegen den Wissenschaftlern in vielerlei Hinsicht ein Rätsel, obwohl er
schon seit über 140 Jahren bekannt ist. Dank neuer Beobachtungen mit dem
Weltraumteleskop Hubble gelang es einem internationalen Astronomenteam
aber nun, ein wenig
mehr über Sirius B zu erfahren, indem sie das Licht von Sirius B isolierten.
Weiße Zwerge sind langsam abkühlende Sternenreste. Sie bleiben übrig, wenn
das nukleare Feuer eines sonnenähnlichen Sterns verloschen ist. Die
zunächst heiß glühende Asche kühlt im Laufe der Jahre immer weiter ab, so dass
der Weiße Zwerg immer dunkler und dunkler wird. Weiße Zwerge sind äußerst
kompakte Objekte, die auf sehr kleinem Raum ein große Menge an Materie vereinen.
Eine solche Massenkonzentration hat gemäß Einsteins Theorien Einfluss auf das
Licht, das der Stern abstrahlt. Kann man also bestimmen, wie stark das Licht von
der Masse von Sirius B beeinflusst wird, lässt sich daraus im Umkehrschluss die
Masse des Sterns bestimmen.
Bislang allerdings hatten man bei der dazu notwendigen Spektroskopie immer
mit Problemen zu kämpfen: Von der Erde aus sorgte die Atmosphäre dafür, dass das
Licht von Sirius B mit Licht des um viele Male helleren Sirius verunreinigt und daher eine Bestimmung der Masse nicht möglich war. "Sirus B hat die
Astronomen schon seit über 140 Jahren beschäftigt", erläutert Martin Barstow von
der University of Leicester, der das Beobachterteam leitete. "Nur mit
Hubble haben wir überhaupt eine Chance, die Daten zu erhalten, die wir brauchen,
um bestimmen zu können, wie sich die Wellenlänge des Lichtes von Sirius B
ändert."
Die genaue Masse des Weißen Zwerges ist nicht nur für Forscher interessant,
die sich für diese Endphase im Sternenleben interessieren: "Die genaue
Bestimmung der Masse ist fundamental für unser Verständnis der Sternentwicklung.
Auch unsere Sonne wird einmal ein Weißer Zwerg werden und zudem sind Weiße
Zwerge die Ursache für eine besondere Variante von Supernova-Explosionen, die
man für die Bestimmung von Entfernungen im Universum nutzt," erläutert der Astronom.
So spielten diese Supernova-Explosionen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung
der so genannten "dunklen Energie" des Universums. "Außerdem nutzt unsere
Methode zur Massenbestimmung eine zentrale Voraussage von Einsteins allgemeiner
Relativitätstheorie: Das Licht verliert Energie, wenn es der Gravitationskraft
des Weißen Zwergs entkommen will."
Sirius B hat einen Durchmesser von etwa 12.000 Kilometern und ist damit
kleiner als die Erde. Sein Gravitationsfeld allerdings ist 350.000 Mal größer
als das der Erde. Licht das versucht von seiner Oberfläche zu entkommen, wird
durch dieses Gravitationsfeld zu längeren roten Wellenlängen hin gestreckt.
Dieser Effekt, der auf Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie basiert, wird
"Gravitations-Rotverschiebung" genannt und ist am ehesten bei sehr kompakten und
dichten Objekten zu beobachten, deren Masse den Raum um sie herum krümmt.
Nach den neuen Hubble-Daten, die mit dem Space Telescope Imaging
Spectrograph (STIS) im Februar 2004 gemacht wurden, hat Sirius B eine Masse
von rund 98 Prozent der Masse unserer Sonne. Sirius selbst hat die doppelte
Masse unserer Sonne und einen Durchmesser von 2,4 Millionen Kilometern.
Astronomen verwenden schon seit längerer Zeit eine fundamentale theoretische
Beziehung zwischen der Masse eines Weißen Zwergs und seines Durchmessers. Danach
ist der Durchmesser des Sternenüberrestes um so geringer, je größer seine Masse
ist. Durch die neuen Beobachtungen lässt sich diese Theorie nun direkt
überprüfen.
Durch Hubble konnten die Forscher auch die Oberflächentemperatur von
Sirius B neu bestimmen: Sie liegt demnach bei 25.200 Grad. Sirius selbst hat
eine Oberflächentemperatur von 10.500 Grad. Sirius ist 8,6 Lichtjahre von der
Erde entfernt und gehört damit zu den uns am nächsten gelegenen Sternen. Der
Stern war schon in der Antike bekannt und sein Erscheinen am Himmel kündigte den
alten Ägyptern jedes Jahr die bevorstehende Nilschwemme an. Sein Begleiter Sirius B wurde
erst 1862 entdeckt, war aber schon 1844 durch Bessel vorhergesagt worden.
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HubbleSite, Webseite des STScI mit Originalbildern |
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