Flüsse wie auf der Erde - nur anders
von Rainer Kayser
7. Dezember 2005
Auf dem Saturnmond Titan könnte es, so die Ergebnisse des Landers Huygens,
Flussläufe aus Methan geben. Doch wie würden Ströme aus Methan die Landschaft
des Saturntrabanten formen? Ein Geologe hat sich darüber nun Gedanken gemacht.
Das Ergebnis: Die Flüsse müssten denen auf der Erde ähneln, aber trotzdem irgendwie
anders sein.

Ein System von Abflusskanälen auf Titan, das in einen großen
Fluss zu münden scheint.
Foto: ESA / NASA / University of Arizona |
Die Methan-Flüsse auf dem Saturnmond ähneln den Flüssen auf der Erde - und
sind doch anders. Zu diesem Schluss kommt jetzt ein amerikanischer Geologe, der
die Bildung von Flüssen unter verschiedenen planetarischen Bedingungen
untersucht hat. Demnach sollten die Flüsse auf Titan breiter und tiefer sein als
auf der Erde, aber weniger steile Ufer besitzen. Der Forscher präsentiert seine
Untersuchung diese Woche auf einer Fachtagung der American Geophysical Union
in San Francisco.
"Setzt man auf Titan die gleiche Menge von flüssigem Methan frei wie Wasser
auf der Erde, so sollten die entstehenden Flussläufe auf dem Saturnmond und auf
der Erde außerordentlich ähnlich sein", erklärt Gary Parker von der
University of Illinois in Urbana-Champaign. "Wenn wir die Dynamik von
Flüssen physikalisch verstehen, dann sollten die auf der Erde gefundenen
Gesetzmäßigkeiten auch auf Titan gelten", ist der Forscher überzeugt.
Parker sammelte zunächst Daten über Flüsse auf der ganzen Welt. Dann
untersuchte der Geologe, welches die entscheidenden Unterschiede zwischen
Flussläufen auf unterschiedlichen Himmelskörpern sind. Die Unterschiede zwischen
Erde und Titan lassen sich allein durch drei Größen erfassen: die
Schwerebeschleunigung, die auf Titan ein Siebtel des irdischen Wertes beträgt,
die Viskosität, die bei flüssigem Methan unter den auf Titan herrschenden
Bedingungen bei einem Fünftel des Wertes von Wasser auf der Erde liegt und der
spezifischen Dichte der in der Flüssigkeit transportierten Sedimente - auf Titan
etwa zwei Drittel des irdischen Wertes.
Eine Unsicherheit bei Parkers Analyse ist allerdings das unbekannte Verhalten
Methans beim Auftauen bzw. Gefrieren. "Außerdem", so Parker, "könnte die
Wechselwirkung des Sonnenlichts mit der an Kohlenwasserstoffen reichen
Atmosphäre zur Bildung von klebrigen Stoffen führen, die dem flüssigen Methan
eine Kohäsion verleiht, die zu einem anderen Verhalten der Flüssigkeit führt."
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