Sternschnuppen verglühen nicht vollständig in der Atmosphäre: Ihre Überreste
regnen als Staub auf die Erde herab. Diese kosmischen Staubkörner sind erheblich
größer als vermutet und können deshalb einen bisher unterschätzten Einfluss auf
das Klimageschehen haben, berichtet ein internationales Forscherteam in der
aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature. Den Wissenschaftlern gelang
erstmals die genaue Untersuchung einer von einem Meteor zurückgelassenen
Rauchspur.
"Unsere Ergebnisse widersprechen der üblichen Ansicht, dass die Masse
größerer Meteoroide durch Verglühen in nanometergroße Teilchen konvertiert
wird", so Andrew Klekociuk von der Australian Antarctic Division in
Kingston und seine Kollegen aus Kanada und den USA. Stattdessen zeigen die
Messungen seines Teams, dass die kosmischen Gesteinsbrocken Staubkörner in
Mikrometergröße hinterlassen - bis zu 20 Mikrometer groß.
Als Meteoroide bezeichnen Astronomen kleine, sandkorn- bis metergroße
Felsbrocken im Weltall. Wenn solche Kleinkörper in die irdische Lufthülle
eindringen, verglühen sie und hinterlassen eine Leuchtspur am Himmel - eine
Sternschnuppe, in der Fachsprache Meteor genannt.
Während Bruchstücke größerer Meteoroide den Erdboden als "Meteorite" erreichen können, verdampfen Objekte
kleiner als etwa zehn Zentimeter meist vollständig. "Über das Schicksal der
verdampften Materie herrschte bislang Unklarheit", so Klekociuk, "doch nach der
gängigen Theorie sollten sie zu nanometergroßen Staubteilchen kondensieren."
Klekociuk und Kollegen gelang es, die verdampfte Materie eines am 3.
September 2004 verglühten Meteoroiden genau zu untersuchen. Der Brocken besaß
eine Masse von rund einer Million Kilogramm und setzte eine Energie von 13 bis
28 Kilotonnen TNT frei - das entspricht etwa der Zerstörungskraft der
Hiroshima-Bombe. Die Messungen von Klekociuk und seinem Team zeigen, dass die in
der Rauchspur des Meteoroiden zurückgebliebenen Staubteilchen um das
Tausendfache größer sind als von der Theorie vorhergesagt.
"Dieser Staub schwebt
vermutlich über Wochen oder gar Monate in der Atmosphäre", so die Forscher. Er
könnte deshalb einen signifikanten, bislang unterschätzten Einfluss auf die
Wolkenbildung und auf die Rückstrahlung von Sonnenlicht durch die Atmosphäre
haben.