Das rätselhafte Innere des Nicholson-Kraters
Redaktion / DLR
astronews.com
20. Juli 2005
Nordwestlich
der Region Medusae Fossae auf dem Mars liegt der 100 Kilometer große
Nicholson-Krater. In seinem Zentrum befindet sich eine etwa 55 Kilometer lange
und 37 Kilometer breite Erhebung, die etwa dreieinhalb Kilometer über die
Umgebung aufragt. Ihr Ursprung ist den Forschern bislang ein Rätsel. Neue Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express zeigen nun diese Region.
Die 55 Kilometer lange und 37 Kilometer breite Erhebung im
Zentrum des Nicholson-Kraters. Norden ist rechts. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Bilder der vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera
(HRSC) auf der ESA-Raumsonde Mars Express zeigen die nähere Umgebung des
Nicholson-Kraters im Gebiet von Amazonis Planitia.
Der Nicholson-Krater hat
einen Durchmesser von etwa 100 Kilometern und liegt nordwestlich der Region Medusae Fossae. Im Zentrum des Kraters befindet sich eine etwa 55 Kilometer
lange und 37 Kilometer breite Erhebung, die etwa dreieinhalb Kilometer über die
Umgebung aufragt.
Bis heute ist noch völlig unklar, worum es sich bei dieser Struktur im Innern
des Einschlagskraters handelt und welcher geologische Vorgang zur Bildung dieser
Form geführt hat. Es wird kontrovers diskutiert, ob das Material aus dem
Untergrund kam, also vulkanischen Ursprungs ist, oder ob es von der
Marsatmosphäre dorthin transportiert und abgelagert wurde.
Die Bilder von Mars Express machen deutlich, dass diese Struktur aus
mehreren stark abgerundeten Einzelerhebungen aufgebaut ist. Ob sich diese gleich
bei der Entstehung der Bergkuppe ausgebildet haben oder erst durch die
Verwitterung (Erosion) derartig herauspräpariert wurden, konnte bisher ebenfalls
noch nicht geklärt werden.
Sicher ist jedoch, dass die gesamte Struktur
nachträglich durch die Erosion stark überprägt worden ist. Die südliche Flanke
der Erhebung ist markant in regelmäßigen Abständen eingekerbt, möglicherweise
hat hier Wasser im Zusammenspiel mit Wind die einzelnen Rippen als
Feinstrukturen herauspräpariert.
Die spitze Erhebung im Zentrum der Struktur ist der zentrale Restberg des
Kraters, der sich beim Einschlag des Meteoriten, der den Nicholson-Krater
ausgehoben hat, durch das "Zurückfedern" von verdrängtem Material im Zentrum des
Einschlagskraters gebildet hatte. Die Bilder wurden am 27. November 2004 während
Orbit 1.104 aufgenommen. Die Abbildungen zeigen einen Ausschnitt am Äquator bei
195 Grad östlicher Länge. Die Originalauflösung der Bilder beträgt etwa 15 Meter
pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof. Dr. Gerhard
Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut.
Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung
in Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben. Die systematische Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR. Das hier gezeigte Bild wurde von
der PI-Gruppe am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität
Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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