Der lange Weg zum Crew Exploration Vehicle
von
Hans Zekl
für
astronews.com
27. Juni 2005
Am 14. Januar 2004 gab Präsident George W. Bush die neue Raumfahrtinitiative der
USA bekannt, nach der Astronauten zum Mond zurückkehren und später auch zum Mars
fliegen sollen. Um dies zu ermöglichen braucht die NASA aber dringend bessere Raumschiffe - zum Beispiel
das Crew Exploration Vehicle, das ab 2014 fliegen soll. Doch dem neuen
NASA-Chef Michael D. Griffin geht die Entwicklung nicht schnell genug.
Die Raumfähre Discovery im Frühjahr im Hangar im Kennedy Space Center. Foto:
NASA |
Der 1. Februar 2003 war ein schwarzer Tag für die amerikanische
Raumfahrtbehörde NASA. Die Raumfähre Columbia zerbrach beim
Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und alle sieben Besatzungsmitglieder fanden
den Tod (astronews.com berichtete). Wie eine Untersuchungskommission ermittelte,
war hocherhitzte Luft durch ein Loch in der Vorderkante des linken Flügels in
dessen Inneres eingedrungen. Zu diesem Zeitpunkt flog die Fähre mit mehrfacher
Schallgeschwindigkeit und die einwirkenden enormen Kräfte zerrissen die
Tragfläche.
Seitdem arbeitete die amerikanische Raumfahrtbehörde fieberhaft an
Verbesserungen der verbliebenen Shuttle-Flotte. Nächsten Monat soll die
Raumfähre Discovery zum ersten Mal nach dem Unfall wieder ins All
starten. Trotz der zahlreichen Neuerungen und Umbauten sind die verbliebenen
Raumgleiter recht betagte Fluggeräte. Seit April 1981 fliegen sie in erdnahen
Umlaufbahnen. Höher können sie nicht kommen. Für die ehrgeizigen Pläne der
US-Regierung sind sie daher ungeeignet. Bis 2010 wird ihre Hauptaufgabe deshalb
die Fertigstellung der Internationalen Raumstation (ISS) sein. Danach soll die
Flotte stillgelegt werden.
Und hier liegt das Problem. Der Shuttle-Nachfolger, das Crew
Exploration Vehicle (CEV), würde nach den bisherigen Plänen erst 2014
Astronauten ins All bringen können. Dazwischen läge eine Durststrecke von vier
Jahren, in denen die Weltraummacht USA ohne bemannte Trägersysteme dastehen
würde. Das ist für den neuen NASA-Chef Michael D. Griffin nicht akzeptabel. Kaum
drei Wochen im Amt, ordnete er an, das gesamte, erst 16 Monate alte Konzept zu
überprüfen, um den Shuttle-Nachfolger schon Ende 2010 in Dienst zu
stellen.
Dazu startete er eine neue Studie, die Exploration Systems Architecture
Study. In einem internen Brief vom 29. April an alle verantwortlichen
Offiziellen im NASA-Hauptquartier wies er sie an, das Team um Dr. Douglas
Stanley in allen Belangen nach Kräften zu unterstützen, damit bis Mitte Juli die
Untersuchung abgeschlossen werden kann. Vier Schwerpunkte sollen bis dahin
untersucht werden: Definition der Anforderungen an das CEV, um Menschen zur ISS,
zum Mond bzw. Mars zu bringen. Festlegung der Startvorrichtungen, Entwicklung
der Architektur für eine anhaltende bemannte und unbemannte Monderforschung und
Bestimmung der Schlüsseltechnologien, die für das kurz- und langfristige
Erreichen der Ziele notwendig sind.
Wegen der vierjährigen Lücke wächst auch die Kritik im amerikanischen
Kongress an der Raumfahrtbehörde. Mancher Politiker wie die Vorsitzende des
Unterkomitees für Wissenschaft und Raumfahrt, Kay Bailey Hutchinson aus Texas,
sieht die Sicherheit der USA gefährdet. Schon während der Anhörung vor seiner
Ernennung zum obersten NASA-Repräsentanten plädierte Griffin dafür, die
Entwicklung eines neuen bemannten Raumfahrtzeugs zu beschleunigen: "Ich will die
Lücke nicht akzeptieren. (...) Ich denke, dass wir uns keine Situation wünschen,
in der die Vereinigten Staaten für den Zugang zum All von anderen Staaten
abhängen." Kaum im Amt, begann er damit, einen Alternativplan zu entwickeln.
Weiter zum zweiten Teil: Vielleicht noch ein
Crew Transfer Vehicle?
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