CASSINI
Eisvulkane auf Saturnmond Titan? (2)
Zurück zum 1. Teil: Auf der Suche nach
Kyrovulkanen
Globale Ansicht des Saturnmondes Titan. Das Bild ist ein Mosaik
aus 16 Einzelaufnahmen, die im Februar 2005 mit dem Kamerasystem
für das sichtbare Licht und das nahe Infrarot an Bord von
Cassini aus etwa 230.000 Kilometer aufgenommen wurden. Die
Einzelbilder wurden speziell bearbeitet, um den Kontrast zu
erhöhen und Landschaftsmerkmale besser erkennen zu lassen. In
der Bildmitte das helle, strukturierte Gebiet von Xanadu;
nordwestlich von Xanadu wurde in dem angrenzenden dunklen Gebiet
vom Cassini-Spektrometerteam die Struktur identifiziert, die als
Eis- oder "Kryovulkan" interpretiert werden kann. Bild:
NASA/JPL/Space Science Institute. |
Der Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem, der von einer dichten
Atmosphäre umgeben ist. Diese 200 Kilometer mächtige Hülle aus Stickstoff und
Methandunst versperrt den Augen herkömmlicher Teleskope oder Kameras den
direkten Blick auf die Oberfläche des Titan, weshalb die Erforschung dieses
außergewöhnlichen Körpers mit verschiedenen Spektrometern und Radargeräten eines
der wissenschaftlichen Hauptziele der Cassini-Mission ist.
Am 14. Januar
2005 landete die europäische Sonde Huygens, die von Cassini ins
Saturnsystem transportiert wurde, an einem Fallschirm auf dem Eispanzer des
Titan und übermittelte spektakuläre Bilder einer bewegten, von
Methan-Flussläufen und Sümpfen überzogenen Landschaft zur Erde (astronews.com
berichtete). An der Landestelle, etwa 500 Kilometer vom entdeckten Kryovulkan
entfernt, sind Eisgerölle in einer als Schwemm-Ebene interpretierten Landschaft
zu sehen.
Cassini wird bei seinen Saturnumrundungen gezielt sehr nahe an Titan
vorbeigesteuert. Am 26. Oktober 2004 näherte sich die NASA-Sonde dem
zweitgrößten Mond des Sonnensystems auf nur 1.200 Kilometer. Das in Italien,
Frankreich und den USA gebaute Spektrometer VIMS ist für die simultane
Datenaufnahme im sichtbaren Licht und im nahen und mittleren Infrarot ausgelegt.
Das ermöglicht VIMS, durch so genannte "spektrale Fenster" in bestimmten
Wellenlängen durch diesen Dunstschleier auf die Oberfläche des Titan zu blicken.
Nachdem die Spektrometerdaten einer intensiven Eichung und Korrektur
atmosphärischer Effekte unterzogen wurden, rätselten die VIMS-Wissenschaftler
zunächst über die ungewöhnliche "Schnecken"-Struktur, die sich in ihren Bildern
offenbarte. Ralf Jaumann ist Mitglied im VIMS-Wissenschaftsteam und untersuchte
unmittelbar nach dem Titan-Vorbeiflug im VIMS-Center an der Universität Tucson
(Arizona, USA) die Daten, die das Instrument aufgezeichnet hat: "Wir scheinen
nun auch die Ergebnisse der Huygens-Landesonde bestätigen zu können, dass
nämlich dieser Mond eine vielfältigere Geologie hat, als bislang angenommen".
Sollte der Kryovulkanismus auf Titan im Missionsverlauf durch weitere
Beobachtungen mit den Cassini-Instrumenten bestätigt werden können, wäre
Titan der erste Körper in unserem Sonnensystem, auf dem es Eisvulkane gibt.
Im Gegensatz zu den "steinigen" Planeten und Monden des inneren Sonnensystems
bestehen die Körper des äußeren Sonnensystems - Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun
und ihre Trabanten (Pluto ist ein Sonderfall) - zu einem viel größeren Anteil
aus flüchtigen Elementen. Vor allem Wasserstoff geht zusammen mit anderen
leichten Elementen wie Kohlenstoff, Stickstoff oder Sauerstoff die
verschiedensten Verbindungen ein. Wegen der dort sehr niedrigen Temperaturen,
die in der Regel unter minus 150 Grad Celsius liegen, haben die Trabanten dieser
Planeten Oberflächen aus Eis, dem weitere flüchtige Substanzen und auch
Minerale, wie sie von den erdähnlichen Planeten bekannt sind, in
unterschiedlichen Proportionen beigemengt sind.
VIMS, ein abbildendes Spektrometer für das sichtbare Licht und das nahe
Infrarot (Visible and Infrared Mapping Spectrometer) an Bord von
Cassini, kann eine Oberfläche in 352 "Farben" in Wellenlängen zwischen 0,3
Mikrometern (tausendstel Millimeter; blaues Licht) bis 5,1 Mikrometern
(mittleres Infrarot) gleichzeitig abbilden. Alle Materialien reflektieren Licht
auf einzigartige Weise.
So können Moleküle und Elementverbindungen durch die
charakteristische Art, wie sie "diskrete" Farben ganz bestimmter Wellenlängen
reflektieren oder absorbieren, identifiziert werden. Im Rahmen der Cassini-Mission
wird das VIMS-Team bei den Vorbeiflügen an Titan die Zusammensetzung der
Atmosphäre und der Oberfläche von Titan bestimmen. Wissenschaftler aus den USA,
Deutschland, Frankreich und Italien arbeiten im VIMS-Team zusammen. Das
VIMS-Team-Center ist an der University of Arizona in Tucson Arizona.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL
DLR |
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