Asteroidengürtel um eine ferne Sonne?
von Stefan
Deiters
astronews.com
21. April 2005
Das
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer könnte erstmals einen Asteroidengürtel
um einen fernen, sonnenähnlichen Stern beobachtet haben. Die Entdeckung erlaubt
den Astronomen einen Blick in ein System, das unserem Sonnensystem ähnlich ist.
Die Forscher hoffen so mehr über die Entstehung von erdähnlichen Planeten zu
erfahren. Oder ist der Asteroidengürtel in Wirklichkeit ein Super-Komet?
So könnte der Asteroidengürtel um HD 69830 von einem
hypothetischen Planeten in dem System aus zu beobachten sein
(oben). Unten ein Vergleich mit dem Asteroidengürtel der Erde.
Der Schein entsteht durch Reflexion des Sonnenlichts an den
Staubteilchen im Gürtel. Da der Asteroidengürtel um HD 69830
deutlich massereicher ist, scheint er auch deutlich heller. Bilder: NASA /
JPL-Caltech /R. Hurt (SSC) |
"Asteroiden sind die Überbleibsel von der Entstehung von erdähnlichen
Planeten", erläutert Dr. Charles Beichman vom California Institute of Technology
in Pasadena. "Wir können zwar keine erdähnlichen extrasolaren Planeten sehen,
aber nun haben wir zumindest die Möglichkeit ihre staubigen Fossilien zu
studieren."
Asteroidengürtel sind quasi die Müllhalde eines Planetensystems:
Hier versammeln sich Objekte, die es nicht zu einem richtigen Planeten geschafft
haben. Manchmal kollidieren sie und wirbeln so erheblich Staub auf. Asteroiden
schlagen aber auch auf Planeten ein, wie das auch in unserem Sonnensystem auf
Erde, Mond und anderen Planeten geschehen ist.
Sollte sich die Spitzer-Entdeckung bestätigen, wäre es der erste beobachtete
Asteroidengürtel um einen Stern, der unserer Sonne ähnlich ist. Der Stern namens
HD 69830, ist 41 Lichtjahre von der Erde entfernt. Bislang sind zwei weitere
Asteroidengürtel um Sterne bekannt, doch umrunden diese junge und massereichere
Sterne.
Doch auch der Asteroidengürtel um HD 69830 gleicht unserem nicht exakt:
Er dürfte nach Schätzung der Astronomen etwa 25 Mal mehr Material enthalten und
würde am Nachthimmel eines möglicherweise vorhandenen Planeten als helles Band
zu sehen sein. Zudem liegt der ferne Asteroidengürtel deutlich dichter an seiner
Sonne als der unsrige. Er wäre in unserem Sonnensystem innerhalb der Venusbahn
zu finden, unser Asteroidengürtel liegt zwischen der Mars- und Jupiterbahn.
Doch vielleicht gibt es eine Gemeinsamkeit: Unser Asteroidengürtel wird durch
Jupiter begrenzt und zusammengehalten. Auch der entfernte Asteroidengürtel
könnte über so einen "Hirtenplaneten" verfügen, vielleicht von der Größe des
Saturn oder ein wenig kleiner. Mit zukünftigen Missionen zur Suche nach
extrasolaren Planeten würde man einen solchen Planeten aufspüren können.
Beichman und seinen Kollegen gelang der Fund dank des Infrarot-Spektrographen
an Bord von Spitzer mit dem sie insgesamt 85 sonnenähnliche Sterne beobachteten.
Und nur im Falle von HD 69830 entdeckten sie Anzeichen für einen
Asteroidengürtel. Dabei beobachteten sie nicht die Asteroiden direkt, sondern
warmen Staub, der sich im inneren Bereich des fernen Systems angesammelt hat.
Und dieser Staub könnte, so die Theorie der Astronomen, von einem
Asteroidengürtel stammen, in dem Asteroiden rund alle 1.000 Jahre
zusammenstoßen.
"Weil dieser Gürtel mehr Asteroiden hat als unserer, sind
Kollisionen viel häufiger und auch gewaltiger. Nur deswegen konnte Spitzer den
Gürtel entdecken", erläutert Dr. Georg Rieke von der Universität von Arizona in
Tucson. "Unser Sonnensystem ist deutlich ruhiger, Einschläge wie sie etwa die
Dinosaurier vernichteten, finden nur alle 100 Millionen Jahre statt."
Um nun ganz sicher zu sein, dass es sich wirklich um einen Asteroidengürtel
handelt, müssen die Forscher noch eine alternative Erklärungsmöglichkeit
ausschließen: Der Staub ließe sich nämlich auch durch einen riesigen Kometen
erklären, der etwa die Größe von Pluto hat. Dieser müsste ins Innere des fernen
Sonnensystems geraten sein und nun langsam verdampfen und so für den Staub
sorgen.
Die Theorie entstand, als die Wissenschaftler im Staub um HD 69830 Silikate
entdeckten, die auch im Schweif des Kometen Hale-Bopp gefunden wurden. "Die
Super-Kometen-Theorie ist mehr Spekulation", so Beichman, "aber wir werden es
bald genauer wissen." Weitere Beobachtungen mit Spitzer und erdgebundenen
Teleskopen sollen nämlich schon bald zeigen, wer für den Staub um HD 69830
verantwortlich ist - ein Asteroidengürtel oder ein Super-Komet.
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