Wo stellare Winde kollidieren
von Stefan
Deiters
astronews.com
13. April 2005
Mit Hilfe des Very Long Basline Array Radioteleskops (VLBA) haben
Astronomen ein Doppelsternsystem unter die Lupe genommen, von dessen beiden
Partnern heftige stellare Winde ausgehen. Wo diese Winde aufeinander treffen,
kommt es zu starken Emissionen im Radiobereich. Durch regelmäßige Beobachtung konnten
die Forscher nun verfolgen, wie sich diese Region im Laufe der Zeit entwickelt.
Montage der Radiobeobachtungen des Kollisionsbereiches der
stellaren Winde der beiden Sterne in WR 140. Bild: Dougherty et al., NRAO /AUI /
NSF [Großansicht] |
Beide Partner des Doppelsternsystems sind deutlich massereicher als unsere
Sonne: Ein Stern hat die 20-fache Masse unseres Zentralgestirns und gehört zu
den so genannten Wolf-Rayet Sternen, die über einen besonders heftigen stellaren
Wind verfügen, den sie von der Oberfläche ins All blasen. Der zweite Partner hat
etwa die 50-fache Masse unserer Sonne und sorgt auch für einen beachtlichen
stellaren Wind, der allerdings nicht ganz so ausgeprägt ist, wie der des
Wolf-Rayet Sterns. Beide Sterne sind unter der Bezeichnung WR 140 bekannt und
umrunden einander auf einer recht unkreisförmigen Bahn, die etwa die Ausmaße
unseres Sonnensystems hat.
"Das wirklich Spektakuläre an diesem System ist die Region, in der die stellaren
Winde der beiden Sterne kollidieren und so für helle Radiostrahlung sorgen",
erläutert Sean Dougherty, Astronom am Herzberg Institute for Astronomy in
Kanada. "Wir konnten verfolgen, wie sich diese Region entsprechend der Bahn der
Sterne entwickelt."
Durch das gute Auflösungsvermögens des VLBA, dessen zehn
Teleskopschüsseln über den gesamten amerikanischen Kontinent verteilt sind,
gelang es den Astronomen den Orbit der Sterne sowie die Entfernung des Systems
akkurat zu bestimmen. "Diese Daten sind unerlässlich für unser Verständnis von
Wolf-Rayet Sternen und der Regionen, in denen die Winde aufeinander treffen."
Die Sterne in WR 140 benötigen für einen Umlauf umeinander 7,9 Jahre. Über 1,5
Jahr haben die Astronomen die Bahn der Partner verfolgt und dabei dramatische
Veränderungen in der Kollisionsregion der Winde festgestellt. "Es gibt
theoretische Modelle für die Kollisionsregion, doch scheinen diese nicht so ganz
mit unseren Beobachtungen übereinzustimmen", so Mark Claussen vom National Radio Astronomy Observatory in Socorro, New Mexiko. "Die neuen Daten aus diesem System
sollten den Theoretikern nun deutlich besseres Material liefern, um ihre Modelle
über Wolf-Rayet Sterne und die Kollisionsregionen anzupassen."
Die Forscher verfolgten die Bahn der beiden Sterne zu einem Zeitpunkt zu dem sie
sich in etwa so nahe waren, wie der Mars der Sonne ist, aber auch, als sie etwa
so weit voneinander entfernt waren wie Neptun von der Sonne. Manchmal sahen sie
starke Radioabstrahlung aus der Kollisionsregion der Winde, manchmal aber ließ
sich diese Region auch gar nicht entdecken. Bei Wolf-Rayet Sternen handelt es
sich um massereiche Sterne, die vermutlich kurz vor einer Supernova-Explosion
stehen.
"Kein anderes Teleskop auf der Welt kann diese Details sehen, die wir hier
beobachtet haben", erklärt Claussen. "So konnten wir die Masse und andere
Eigenschaften der beteiligten Sterne bestimmen, was hoffentlich helfen wird,
einige grundlegende Fragen über Wolf-Rayet Sterne zu beantworten." Die Forscher
wollen das Schicksal von WR 140 weiter verfolgen.
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