Gemeinsam zum Jupitermond
Europa?
von Ulrich Knittel
für
astronews.com
7. April 2005 Einer
der wenigen Orte im Sonnensystem, auf denen sich die Suche nach primitiven
Lebensformen lohnen würde, ist der Jupitermond Europa. Doch das ambitionierte
Projekt, mit Hilfe eines nuklearen Antriebs eine Sonde zu dem Eismonden des
Jupiter zu senden, wird möglicherweise nicht so bald realisiert werden können -
zumindest nicht in der geplanten Form. Könnte eine Kooperation von NASA und ESA
die Mission noch retten?
So hätte der Jupiter Icy Moons Orbiter aussehen können. Bild: NASA / JPL |
Schon im Herbst letzten Jahres wurden Zweifel an der Machbarkeit und vor allem
der Bezahlbarkeit der Jupiter-Mission JIMO (astronews.com berichtete über die
Pläne ausführlich) geäußert, nachdem erste Reaktionen im
amerikanischen Kongress, der die Mittel für dieses Projekt zu bewilligen hat,
negativ waren. Allein das Projekt Prometheus, die Entwicklung nuklear
getriebener Raumsonden, könnte bis zu 4,5 Milliarden US-Dollar verschlingen,
schätzte Ray Taylor, der das Projekt leitet. Die Jupitersonde selbst würde dann
noch eine weitere Milliarde Dollar kosten. Dennoch hatte die NASA Ende des
vergangenen Jahres ein Unternehmen ausgewählt, das Baupläne für die Sonde
entwickeln soll, die in Bezug auf ihre technologischen, wie auch
wissenschaftlichen Fähigkeiten alle bislang geplanten Raumsonden in den Schatten
stellen dürfte.
Eine Schwierigkeit, das Projekt politisch durchzusetzen, liegt in der Tatsache, dass
gegenwärtig zu wenig Pläne existieren, die neuartigen Technologien des
Prometheus-Projektes auch für weitere Missionen einzusetzen. Und dies wiederum
liegt vor allem
daran, dass die Swing-by-Technik - mit der beispielsweise Sonden wie
Galileo und Cassini durch Vorüberflüge an den inneren Planeten
Schwung für die Reise ins äußere Sonnensystem holten - inzwischen so ausgefeilt
ist, dass beispielsweise eine Neptun-Mission durch den Einsatz nuklearer
Triebwerke kaum verkürzt würde. Daher soll das Prometheus-Projekt noch einmal in
allen Aspekten begutachtet werden. Diese Studie soll in Kürze vorliegen.
Angesichts der Probleme der Jupiter Icy Moon Orbiters (JIMO)-Mission schrieb das
wissenschaftliche Beraterteam im Dezember des vergangenen Jahres Andrew Dantzler,
den Leiter der NASA-Abteilung für die Erforschung des Sonnensystems, dass man
auch eine mit konventionellen Mitteln durchzuführende Mission zu den Eismonden
des Jupiter in Betracht ziehen sollte. Und auch Dantzler gibt zu, dass es gleich
"ein sehr großer Schritt wäre", die für Prometheus entwickelte Technologie
gleich auf einer Jupiter-Mission einzusetzen. Daher hat er auch erst einmal eine
informelle Studie für eine konventionelle Mission in Auftrag zu geben, "ohne
gleich viel Geld dafür auszugeben".
Und hier könnten nun die Europäer ins Spiel kommen: Denn auch die ESA hat schon eine
Studie über die Möglichkeit einer Europa-Mission anfertigen lassen. Wie
Alessandro Atzei, Mitarbeiter am ESTEC der ESA in den Niederlanden erklärte,
wurde zunächst einmal untersucht, was man mit einem kleinen Lander, der etwa ein
Kilogramm wissenschaftlicher Geräte mitnehmen könnte, erreichen kann. Es
stellte sich heraus, dass von einer solchen Mini-Mission zu wenige
Ergebnisse zu erwarten wären. Daher wird nun die Möglichkeit einer etwas
größeren Landesonde untersucht. Diese sollte von einem Orbiter begleitet werden,
der ein Radargerät an Bord hat, das das Eis durchdringen kann (ähnlich wie
das Cassini-Huygens-Gespann).
Wie Giovanni Bignami, der Direktor des Laboratory of Space Astrophysics (CESR)
in Toulouse, Frankreich erklärte, sind Untersuchungen des Jupitermondes Europa
neben der Gammastrahlenastronomie Felder, auf denen eine Zusammenarbeit zwischen den
Agenturen am aussichtsreichsten erscheint. Und so könnte schon bald eine Studie
für eine gemeinsame Jupiter-Mission in Auftrag gegeben werden.
Denn eine
Zusammenarbeit mit der NASA könnte auch eines der größten Probleme der
ESA-Mission lösen - das der Energieversorgung. Cassini wird durch
Plutonium-Zellen mit Strom versorgt, eine Technologie, die der ESA gegenwärtig
nicht zur Verfügung steht. Daher sahen die ESA-Pläne auch den möglichen Einsatz
fortgeschrittener Solarzellen vor.
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