Feuerkugel über Berlin
Redaktion
astronews.com
22. März 2005 Das
Timing war perfekt: Gerade hatte man beim Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) bei Berlin eine neue Kamerastation des internationalen
Feuerkugelnetzes in Betrieb genommen, ging den Wissenschaftlern auch schon eine
solche eindrucksvolle Himmelserscheinung "ins Netz". Am 1. Februar war eine
helle Feuerkugel über Berlin zu sehen. Der Asteroidenbrocken dürften vollständig
in der Atmosphäre verglüht sein.
Himmelsaufnahme der Kamerastation in Liebenhof bei Berlin des
"Europäischen Feuerkugelnetzes". Der Meteor ist als Strichspur
in der unteren Hälfte des Bildes zu erkennen, unterbrochen durch
die Stützstrebe der Kamera. Foto: DLR |
Am Abend des 01. Februar 2005 konnte gegen 20.30 Uhr eine helle Feuerkugel in
der Nähe von Berlin beobachtet werden. Auch aus den Regionen Thüringen,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg gingen mehrere Berichte ein. Für das Deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war dies ein besonderer Glücksfall, denn
die Feuerkugel konnte von ihrer Kamerastation in Liebenhof bei Berlin
fotografiert werden, die erst wenige Tage zuvor eingerichtet worden war.
Der Meteor ist als Strichspur in der unteren Hälfte des Bildes, die durch die
Stützstrebe der Kamera unterbrochen ist, zu erkennen. Die Aufnahme zeigt einige
interessante Details: Die mehr als 60 Unterbrechungen durch einen Shutter deuten
auf eine ungewöhnlich lange Leuchtdauer von mehr als fünf Sekunden und somit auf
eine niedrige Eintrittsgeschwindigkeit hin. Offensichtlich hat der Meteor leicht
"pulsiert", was sich auch mit einigen der Augenzeugenberichte deckt.
Neben den kreisförmigen Spuren der hellen Sterne sind auf dem Bild auch eine
ganze Reihe von Flugzeugspuren zu erkennen, da die Station in der Nähe der
Flugrouten nach Berlin liegt. Der Himmel war in der Nacht teilweise bewölkt, zu
erkennen an den teilweise unterbrochenen Sternspuren. Am westlichen Horizont
zeigt sich deshalb auch das deutliche Streulicht der nahen Hauptstadt.
Liebenhof gehört zum "Europäischen Feuerkugelnetz", deren Stationen sich in
Deutschland, der Tschechischen Republik, Belgien, Luxemburg und Österreich
befinden. Sie sind im Abstand von etwa 100 Kilometer aufgestellt und decken eine
Fläche von etwa einer Million Quadratkilometer ab. Im Mittel werden pro Jahr
etwa 40 helle Meteore festgehalten.
Die Kameras in den Stationen arbeiten nach einem einfachen Prinzip: Sie
fotografieren jeweils einen stark gewölbten Spiegel, der gen Himmel gerichtet
ist und so eine Beobachtung des gesamten Himmels ermöglicht. Die Kameras
erstellen jeweils eine Belichtung pro Nacht. Aus den Bildern mehrer Stationen
lassen sich in der Regel die Flugbahn und Geschwindigkeit des Meteors sowie die
physikalischen Eigenschaften des Flugobjektes bestimmen.
Wird eine Feuerkugel
von mehreren Stationen aufgenommen, kann man aus den Bildern eine genaue
Bahnkurve bestimmen, aus der sich der mögliche Ort eines Meteoritenfalls auf
etwa einen Quadratkilometer genau berechnen lässt. Für die Wissenschaftler
besonders wichtig ist aber die Möglichkeit, aus der Bahn auch den Herkunftsort
des Körpers im Sonnensystem bestimmen zu können.
2002 sorgte eine Feuerkugel über Bayern für Aufregung (astronews.com
berichtete). Der Brocken war damals so groß, dass ein Teil davon in der Nähe
von Schloss Neuschwanstein gefunden wurde. Die Berliner Feuerkugel wurde nach
Angaben der Wissenschaftler von einem anfangs 200 Kilogramm schweren Bruchstück
eines Asteroiden vom Apollo-Typ verursacht, das aber vollständig in der
Atmosphäre verglühte.
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