Wachstumsgrenze für Sterne
von Rainer Kayser
11. März 2005
Gibt es eine Maximalgröße für Sterne? Aus ihren Theorien konnten Astronomen
diese Frage bislang nicht schlüssig beantworten und sagten gar Sterne mit der
1.000-fachen Masse unserer Sonne voraus. Das Weltraumteleskop Hubble kam
nun den Theoretikern zu Hilfe: In dem dichtesten Sternhaufen unserer Milchstraße
gibt es keinen Stern, der größer ist als 150 Sonnenmassen. Ist dies das
Massenlimit für Sterne?

Künstlerische Darstellung des Arches-Sternhaufens in rund 25.000
Lichtjahren Entfernung. Bild: NASA, ESA und A. Schaller
(für STScI) [Großansicht] |
Sterne können höchstens das 150-fache der Masse unserer Sonne enthalten -
größere Sterne gibt es nicht. Das zeigt eine Art "Volkszählung" der Sterne in
dem 25.000 Lichtjahre entfernten Arches-Sternhaufen. Der Haufen enthält Sterne
aller Größen - aber keine Sterne mit Massen größer als 130 Sonnenmassen. Gäbe es
kein Massenlimit für Sterne, so müssten in dem Haufen Sterne mit bis zu 500
Sonnenmassen aufzuspüren sein. Die im Fachblatt Nature publizierten
Beobachtungen liefern den Himmelsforschern wichtige Informationen über den
Prozess der Sternentstehung.
"Dieser unglaubliche Haufen enthält eine reichhaltige Sammlung der
massereichsten Sterne unserer Milchstraße", erläutert Donald Figer vom Space
Telescope Science Institute in Baltimore die Ergebnisse seine Beobachtungen
mit dem Weltraumteleskop Hubble, "trotzdem scheint es dort keine Sterne
mit mehr als der 150-fachen Masse der Sonne zu geben."
Die Theorie der Sternentstehung hat den Astrophysikern bislang kein klares
Wachstumslimit für Sterne geliefert - Abschätzungen lieferten Ergebnisse
zwischen 10 und 1000 Sonnenmassen. "Die Standardtheorie sagt die Existenz von 20
bis 30 Sternen mit Massen zwischen 130 und 1000 Sonnenmassen für diesen
Sternhaufen voraus - aber ich habe keinen einzigen gefunden", so Figer. Nun
müssen die Astronomen nach einer physikalischen Erklärung für das Wachstumslimit
suchen.
Der Arches-Haufen ist rund zwei Millionen Jahre alt und damit nach kosmischen
Maßstäben extrem jung. Er ist der dichteste Sternhaufen unserer Milchstraße und
eignet sich deshalb besonders gut für eine Inventur seiner Sternenbevölkerung.
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