GEMINIDEN
Mysteriöses
Feuerwerk im Dezember
von
Hans Zekl
für
astronews.com
8. Dezember 2004
Der letzte der jährlichen auffälligen Sternschnuppenströme – die Geminiden -
erscheint jedes Jahr im Dezember. Dieses Jahr könnte es eine besonders
auffällige Vorstellung geben. In der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember sind
vermutlich viele helle Meteore zu sehen. Der Ursprung der Geminiden gibt den
Astronomen allerdings immer noch Rätsel auf.

Der Komet P/1996 N2 (Elst-Pizarro) ist ein mysteriöses Objekt:
Seine Bahn entspricht der eines Planetoiden aus dem
Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, er zeigt aber einen
deutlichen Schweif. Foto: ESO |
Die Geminiden sind ein recht beständiger Strom, der etwa Mitte Dezember sein
Maximum erreicht. Dennoch ist er in der Öffentlichkeit weit weniger bekannt als
die Perseiden oder die Leoniden. Das liegt zum einen daran, dass im Dezember das
Wetter oft unbeständig ist, und wenn es doch einmal aufklart, die Nächte bitter
kalt werden können. Für viele sind das keine besonders verlockenden Aussichten
für Beobachtungen.
Doch diesmal kann sich die Mühe lohnen. Das Maximum des Stroms tritt gegen 23
Uhr MEZ auf. Der Ausstrahlungspunkt (Radiant) liegt im Sternbild Zwillinge (lat.:
Gemini) nahe dem Stern Castor, und steht schon hoch am Osthimmel. Die
Maximumsraten liegen zwischen 60 und 120 Sternschnuppen pro Stunde. Aber wer zu
dieser Zeit beobachtet, wird erst einmal kein besonders aufregendes Schauspiel
zu sehen bekommen - dies kommt erst danach.
Die Geminiden sind ein noch recht junger Strom. Erste Berichte stammen aus dem
Jahr 1862. Berechnungen zeigen, dass der Strom sich bis zum Jahr 2100 von der
Erdbahn entfernen wird und die Geminiden dann wieder verschwunden sein werden.
Außerdem sind sie etwas außergewöhnlich. So verteilen sich verschieden große
Teilchen nicht zufällig entlang der Bahn. Vielmehr sind sie nach der Größe
sortiert.
Zuerst erreicht die Erde den Bereich der kleinsten Meteoroide, so
nennt man Sternschnuppen, die noch im Sonnensystem kreisen. Doch je tiefer die
Erde in den Strom eindringt, desto größer werden die Staubteilchen. Etwa zwei
Stunden nach dem eigentlichen Maximum, gegen 1 Uhr am Morgen, erscheinen dann
sehr helle Geminiden. Noch in der darauf folgenden Nacht, vom 14. auf den 15.
Dezember, sind viele Feuerkugeln zu sehen, auch wenn ihre Rate nur noch ein
Viertel des Maximums beträgt.
Doch die Geminiden weisen noch eine weitere Eigentümlichkeit auf: Sie besitzen -
im Gegensatz zu den anderen Sternschnuppenströmen - keinen Mutterkometen.
Offensichtlich stammen sie von einem Planetoiden, Phaethon. Beide haben ähnliche
Bahnparameter und kommen der Sonne sehr nahe. Die kürzeste Entfernung betragt
nur 0,14 Astronomische Einheiten, 21 Millionen Kilometer, bei einer Umlaufzeit
von etwas mehr als eineinhalb Jahren. Bislang rätseln die Astronomen, wie die Geminiden erzeugt werden. Bei einem Kometen ist das einfach. Die
Sonneneinstrahlung erwärmt dessen Oberfläche. Mit hoher Geschwindigkeit
abströmendes Gas reißt Staub mit sich, der sich entlang der Kometenbahn
verteilt. Stößt die Erde mit diesem Staubschweif zusammen, leuchten
Sternschnuppen auf. Aber bei einem Planetoiden sollte es eigentlich keine
Gasströme geben.
Allerdings entdeckten Astronomen 1996 den mysteriösen Kometen P/1996 N2 (Elst-Pizarro),
der einen deutlichen Schweif zeigt, allerdings einen Orbit aufweist, der ihn zu
einem klassischen Planetoiden aus dem Asteroidengürtel macht. Ist der Komet also
vielleicht doch ein Asteroid mit einer besonders dicken Eisschicht und ähnelt
somit dem Objekt, der für die Geminiden verantwortlich ist?
Vielleicht ist Phaethon aber auch ein erloschener Komet, der vor etwa 1000 Jahren
seine Aktivität einstellte. Wenn er davor noch große Staubmengen freigesetzt
hatte, könnte das eine Erklärung liefern. Aber bis heute ist den
Wissenschaftlern nicht gelungen, das Rätsel zu lösen.
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