NASA plant
Jupitermission der Zukunft (2)
Zurück zum 1. Teil: Mit einem Ionentriebwerk zum
Jupiter
Karte der Oberfläche des Jupitermonds Europa, die die Raumsonde
Galileo 1997 machte. Blaue Bereiche deuten hierbei auf Regionen
mit einer größeren Konzentration an Mineralsalzen hin.
Darstellung: NASA / JPL / Caltech |
Die wissenschaftliche Planungsgruppe (das Science Definition Team), die ihre
Ergebnisse nun vorlegte, definiert zwei Missionsprofile, eine Minimum-Mission,
ohne deren Erfüllung sich der Aufwand für eine weitere Jupiter-Mission nicht
lohnt und eine "wünschenswerte" Mission, bei der ein weites Spektrum heute schon
durchführbarer Untersuchungen vorgesehen ist.
Voraussetzung dafür ist, dass die
ambitionierte Jupiter-Sonde‚ Jupiter Icy Moons Orbiter‚ in der Lage ist, in
Umlaufbahnen um die Jupitermonde Ganymed, Kallisto und Europa einzuschwenken um
diese jeweils einige Monate lang im Detail zu untersuchen. Diese
Untersuchungen kreisen vor allem um die drei Themen Ozeane, Astrobiologie und
Interaktionen zwischen dem Jupiter und seinen Monden. In Bezug auf die Ozeane gilt es vor allem zu klären, ob sich die Hinweise, die
auf die Existenz flüssigen Wassers unter einer Eiskruste auf dem Mond Europa
deuten weiter erhärten und ob solche Ozeane sich womöglich auch auf
anderen Monden nachweisen lassen. Außerdem möchte man herausfinden, wie es diese
Ozeane geschafft haben, flüssig zu bleiben - wenn denn das der Fall ist. Neben internen Energiequellen könnten
- ähnlich wie auf dem Mond Io, der so stark aufgeheizt wird, dass es zu lebhaftem
Vulkanismus kommt - Gezeitenkräfte für die notwendige Wärme sorgen. Weitere
Fragestellungen gelten der Dicke und Zusammensetzung der Eiskruste.
Um diese Fragen zu beantworten sollen die Oberflächen der Monde in größerem
Detail, als dies bislang möglich war, kartiert werden. Dabei sollen vor allem
solche Strukturen erfasst werden, die Hinweise auf frühere oder gegenwärtige
interne Aktivität liefern. Direkte Hinweise auf den interne
Aufbau der Monde sollen zusätzlich mit Hilfe geophysikalischer Methoden gewonnen
werden, vor allem durch gravimetrische Messungen, die Aufschlüsse über die
Dichte und Dichteverteilung im Inneren der Himmelskörper liefern. Dazu kommen
vor allem magnetometrische Untersuchungen.
Der größte Wunsch der Wissenschaftler
aber wäre es, mit einem Lander ein Seismometer abzusetzen, das direkte
Aufschlüsse über die gegenwärtige interne Aktivität und den inneren Aufbau eines
Mondes liefern könnte.
Astrobiologische Untersuchungen sollen zum einen die Suche nach
Umweltbedingungen, unter denen Leben möglich erscheint, und zum anderen die Suche
nach Spuren organischer Aktivität umfassen.
Als die Jupiter-Sonde Galileo an der
Erde vorüberflog, wurde dieses Experiment schon einmal geprobt: Galileo sollte
feststellen, ob es auf der Erde Leben gibt. Die Antwort war positiv, da große
Mengen Sauerstoff gefunden wurden, die aber ohne biologische Aktivität (die
Photosynthese) nicht existieren können, da bei der Oxidation der
Oberflächengesteine aller frei vorhandener Sauerstoff verbraucht wird. Zudem
entdeckte Galileo das Absorptionsspektrum von
Chlorophyll.
Falls ein Landegerät auf Europa abgesetzt werden kann, wird dieses vor allem
nach Volatilen und organische Verbindungen (die aber möglicherweise inorganisch
entstanden sind) suchen. Die zweite Priorität hätte ein Seismometer, mit dem
sich die gegenwärtige Existenz von Wasser unter dem Eis nachweisen lassen würde und
erst an dritter Stelle rangieren geologische Untersuchungen. Schließlich sollen die Interaktionen zwischen dem Jupiter und seinen Monden
weiter untersucht werden. Dazu gehören vor allem die von Magnetfeldern
geleiteten Teilchenströme zwischen den Monden und dem Gasplaneten. Dabei
interessiert etwa die Zusammensetzung und Herkunft von Gasen und Staub im
Raum zwischen den Monden. Auch die Dynamik und Struktur der Atmosphäre und der
Magnetosphäre sollen weiter untersucht werden. Aus den Ergebnissen dieser
Untersuchungen erhofft man sich weitere Aufschlüsse über die tiefere Struktur
des Gasplaneten. Für alle diese Untersuchungen werden in der Studie der
wissenschaftlichen Planungsgruppe detaillierte Angaben über die notwendigen
Messungen gemacht. Dabei gingen die Wissenschaftler von dem heute technisch
Machbaren aus. Nun gilt
es innerhalb der nächsten Jahre die für die Mission notwendigen Messgeräte zu
entwickeln oder vorhandenes Gerät an die Bedürfnisse der Mission
anzupassen.
Wenn alles gut geht, also wenn die technologischen Probleme gelöst
werden können und wenn – was wohl noch wichtiger ist – das notwendige Geld
bereit gestellt wird, könnte die Sonde 2015 ihre Reise antreten. Ein erster
Schritt zur Verwirklichung des Projektes wurde im September gemacht, als das
Jet Propulsion Laboratory den Auftrag zur Entwicklung eines Designs für die
Sonde vergeben hat.
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