Zweites
Schwarzes Loch im Zentrum entdeckt
von Rainer Kayser
9. November 2004
Dass es im Zentrum unserer Galaxis ein gewaltiges Schwarzes Loch gibt, wird heute
schon in den Anfängervorlesungen für Astronomie gelehrt. Nun entdeckten Forscher
dort mit Hilfe der leistungsfähigsten zur Verfügung stehenden Teleskope ein
weiteres Schwarzes Loch, das die zentrale Schwerkraftfalle in einem Abstand von
nur drei Lichtjahren umkreist. Es ist allerdings deutlich kleiner.
Das Zentrum unserer Milchstraße (direkt links neben dem gelben
Kasten) und eine Vergrößerung des Objektes IRS 13.
Bild:
Gemini Observatory |
Seit langem wissen die Astronomen, dass sich im Mittelpunkt der Galaxis ein
Schwarzes Loch mit der 2,6-millionenfachen Masse unserer Sonne verbirgt. Nun hat
ein internationales Forscherteam ein weiteres Schwarzes Loch im Zentrum der
Milchstraße aufgespürt. Es besitzt die 1300-fache Masse der Sonne und umkreist
das supermassive Schwarze Loch in einem Abstand von drei Lichtjahren. Die
Astronomen berichten im Fachblatt Astronomy and Astrophysics von ihrer
Entdeckung.
Die Forscher um Jean-Pierre Maillard vom Institut d´Astrophysique in Paris
hatten mit dem acht Meter großen Gemini-Teleskop auf Hawaii das helle
Objekt IRS 13 im infraroten Bereich des Spektrums unter die Lupe genommen. Dabei
zeigte sich, dass IRS 13 nicht, wie bislang angenommen, ein einziges
Himmelsobjekt ist, sondern dass es sich vielmehr um eine Gruppe von sieben
Sternen handelt. Weitere Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble
zeigten, dass sich die sieben Sterne in rasanter Bewegung um ein weiteres,
unsichtbares Objekt befinden: ein Schwarze Loch.
Messungen mit dem Röntgensatelliten Chandra zeigten außerdem, dass IRS
13 Röntgenstrahlung aussendet - ein weiteres Indiz für die Existenz eines
Schwarzen Loches in der Sternengruppe. Maillard und seine Kollegen vermuten,
dass IRS 13 der Überrest eines größeren Sternenhaufens ist, der sich
ursprünglich fern vom galaktischen Zentrum befand. Die gewaltige Schwerkraft des
zentralen Schwarzen Lochs unserer Milchstraße hat, so glauben die Forscher, dem
Sternhaufen im Verlauf von Jahrmillionen einen Großteil seiner Sterne entrissen.
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