ZUCKERMOLEKÜLE
Lebensbausteine aus dem All
von Rainer Kayser
24. September 2004
Forscher am
Green Bank Radioteleskop im US-Bundesstaat West Virginia erlebten jetzt eine
süße Überraschung: In einer entfernten Gaswolke spürten sie ein Reservoir
einfacher Zuckermoleküle auf. Es handelt sich dabei um einfache Bausteine des
Lebens. Entstanden also die Zutaten für Leben im interstellaren Raum?
Modell des von den Forschern in einer interstellaren Gaswolke
entdeckten Glykolaldehyd-Moleküls.
Bild: Bill Saxton, NRAO/AUI/NSF |
Ein kaltes
Reservoir einfacher Zuckermoleküle haben amerikanische Forscher in einer 26.000
Lichtjahre entfernten Gaswolke nahe dem Zentrum unserer Milchstraße entdeckt.
Nach Ansicht der Astronomen zeigt die Entdeckung, dass viele für die Entstehung
des Lebens notwendige Bausteine bereits im interstellaren Weltraum entstanden
sind.
"Die
Entdeckung war nur durch die Größe und die Präzision des Green Bank Telescopes
möglich", erklärt einer der an den Beobachtungen beteiligten Wissenschaftler,
Philip Jewell vom National Radio Astronomy Observatory in Green Bank im
US-Bundesstaat West Virginia. "Mit diesem Instrument können wir auf weitere
Entdeckungen komplexer Moleküle im Weltall hoffen." Das vor vier Jahren in
Betrieb genommene Green Bank Telescope ist das größte, frei steuerbare
Radioteleskop der Welt.
Der
von Jewell und seinen Kollegen entdeckte Zucker besteht aus acht Atomen:
zwei Kohlenstoff-, zwei Sauerstoff und vier Wasserstoff-Atome bilden den
Glykolaldehyd genannten Stoff. Glykolaldehyd kann mit anderen Zuckermolekülen
reagieren und Ribose-Moleküle bilden, die wiederum das Gerüst der Erbsubstanzen
RNA und DNA bilden.
Nach
Ansicht der Forscher können sich komplexe Moleküle in den äußeren, kühlen
Regionen junger Planetensysteme bilden - dort also, wo auch die Kometen
entstehen. In das Innere der Planetensysteme eindringende Kometen könnten dann präbiotisches Material zu den jungen Planeten transportieren und so die
Entstehung von Leben fördern.
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