Die Schlucht
der Morgenröte
Redaktion
astronews.com
14. September 2004
Neue Bilder vom
Mars: Die in Deutschland entwickelte Stereokamera an Bord
der Sonde Mars Express sandte jetzt Bilder des Tals der Morgenröte zur
Erde. Das Tal liegt am östlichen Ende des gewaltigen über 4.000 Kilometer langen
Mars-Canyons Valles Marineris.
Eine am Computer erstellte 3D-Ansicht der Schlucht der
Morgenröte auf dem Mars, die auf Daten der HRS-Kamera an Bord
der Sonde Mars Express beruht. Foto: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Aktuelle Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
betriebenen hochauflösenden Stereokamera (HRSC) an Bord der ESA-Mission Mars
Express zeigen die Tal-Enge Eos Chasma. Dort verengt sich der große
Mars-Canyon Valles Marineris an seinem östlichen Ende und ist nur durch zwei
schmale Schluchten (Chasma ist das griechische Wort für Schlucht) im Hochland
mit den großen, nach Norden umbiegenden Ausflusstälern verbunden. Die auf dem
Bild gezeigte "Schlucht der Morgenröte", das Eos Chasma, ist der südliche der
beiden Durchgänge, Capri Chasma der nördliche.
Über viertausend Kilometer, eine Entfernung fast so weit wie von New York
nach Los Angeles, erstrecken sich die Valles Marineris entlang des Mars-Äquators
von West nach Ost. An manchen Stellen ist der Grabenbruch mehr als sieben
Kilometer tief. An seinem östlichen Ende schließt sich jenseits des Eos Chasma
ein geologisch sehr "bewegtes" Gebiet an, das als "chaotisches Terrain"
bezeichnet wird.
Der von der HRSC fotografierte Ausschnitt bei etwa 11 Grad
südlicher Breite und 322 Grad östlicher Länge zeigt, dass an dieser Engstelle
zwischen Valles Marineris und den chaotischen Gebieten bzw. den nach Norden
gerichteten Ausflusstälern die geologische Vergangenheit sehr komplex gewesen
sein muss: Als schmales, glattes Band erkennt man den Talgrund des Eos Chasma,
flankiert im Süden von der fünftausend Meter steil abbrechenden Hochlandebene,
die wegen der häufig auftretenden großen Einschlagskrater sehr alt sein muss.
Auf dem perspektivischen Bild sind deutlich auch Massenbewegungen durch
volumenreiche Hangrutsche an der Geländekante zu erkennen.
Nordwestlich des Talgrunds sind Reste des nördlich angrenzenden Hochlandes als
inselähnliche Oberflächenformen zu sehen. Zum Teil weist das Gelände einige
markante terrassenartige Stufen auf, die möglicherweise auf unterschiedliche
Wasserstände zu verschiedenen Zeiten hinweisen. Nach Osten hin häufen sich
Regionen, die von rissigen, bruchartigen Strukturen überprägt sind. Sehr schroff
und "kantig" zeigt sich hier das Gelände. Diese "kleinen" Hügel erheben sich bei
einem durchschnittlichen Basisdurchmesser von fünf Kilometern immerhin tausend
und mehr Meter über die Umgebung.
Vereinzelt sind auf der Hochlandfläche gewundene Strukturen zu erkennen, die an
ausgetrocknete Flussläufe erinnern – möglicherweise Täler, in denen einst Wasser
vom Hochland ins Eos Chasma floss. Keinesfalls könnten diese kleinen Zuflüsse
aber die Mengen an Wasser geliefert haben, die notwendig waren, um das in seinen
Dimensionen doch gewaltige Eos Chasma geschaffen zu haben.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der
Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Gerhard
Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische Konzeption der
hochauflösenden Stereokamera entworfen hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera
wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in
Kooperation mit industriellen Partnern gebaut (EADS Astrium, Lewicki
Microelectronic GmbH und Jena-Optronik GmbH). Sie wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Hier erfolgt auch die
systematische Datenprozessierung. Das gezeigte Bild wurde vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geologische
Wissenschaften der FU Berlin erstellt.
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