Wiedersehen mit dem Orion-Nebel
von Stefan
Deiters
astronews.com
2. Juli 2004
Das
Sternbild Orion ist wohl eines der auffälligsten und bekanntesten
Sternbilder des Winterhimmels. Jetzt veröffentlichte die Europäische
Südsternwarte ESO ein neues Bild des Orion-Nebels, der sich knapp
unterhalb des Gürtels des Orion ausmachen lässt. Es ist ein gewaltiges
Sternentstehungsgebiet, das man sogar mit bloßem Auge erkennen kann.
Der Orion-Nebel aufgenommen mit dem Wide Field Imager in La
Silla. Bild: ESO [Großansicht] |
Der Orion-Nebel, auch Messier 42 genannt, ist eine wahre Fundgrube für
Astronomen: Er besteht aus einem Komplex aus Gas und Staub, der von zahlreichen
heißen und massereichen Sternen erleuchtet wird. Im Zentrum des Nebel befindet
sich der berühmte Trapez-Haufen.
Der Orion-Nebel ist eines der uns am nächsten
gelegenen und gleichzeitig eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in unser
Milchstraße: Zehntausende neuer Sterne sind hier innerhalb der letzten
zehn Millionen Jahre entstanden - für Astronomen ein sehr kurze Zeit. Mit seiner
Entfernung von nur 1.500 Lichtjahren ist der Orion-Nebel damit eines der
wichtigsten Studienobjekte für Astrophysiker und ein großer Teil unseres Wissens
über Sternentstehung stammt aus Beobachtungen im Orion-Nebel.
Der Sternhaufen im Zentrum des Orion-Nebels macht Messier 42 zu einem idealen
Beobachtungsobjekt für hochauflösende und weiträumige Aufnahmen. Daher nutzen
Astronomen den Wide Field Imager, eine 67-Millionen Pixel Digitalkamera am 2,2 Meter
Teleskop der ESO in La Silla, für sehr tiefe Aufnahmen dieser Region. Das hier
gezeigte Bild ist eine kombinierte Falschfarben-Aufnahme, die die
Verteilung verschiedener Elemente wie Wasserstoff (orange), Schwefel (rot) und
Sauerstoff (grün) in dem Nebel zeigt.
Mit den Beobachtungen versuchen die Astronomen unter anderem etwas über die Rate
zu erfahren, mit der junge Sterne Materie anziehen, die so genannte
Massenakkretionsrate. Interessant ist vor allem, ob diese Rate von der Position
des jungen Sterns innerhalb des Sternhaufens abhängig ist und diese Endphase der
Sternentstehung damit auch vom Einfluss der massereichsten Sterne abhängt, die
eine intensive Strahlung aussenden. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Rate im
Orion-Nebel offenbar geringer ist als in anderen nicht so kompakten
Sternentstehungsgebieten. Diese Erkenntnis soll mit den neuen Beobachtungen nun
überprüft werden.
Auch die Verteilung der Elemente - erkennbar an den verschiedenen Farben in der
Aufnahme - ist für die Astronomen interessant und liefert wichtige Hinweise auf
die Vorgänge im Orion-Nebel und die Elementanreicherung im interstellaren
Medium.
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ESO, Europäische Südsternwarte |
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