Erfolgreiches Missionsende in der Wüste
Redaktion
astronews.com
28. Oktober 2003
Um 3.40 Uhr MEZ
endete die Mission Cervantes mit einer punktgenauen Landung in der
kasachischen Wüste. An Bord waren die erste Notbesatzung der ISS, die
Expedition-Crew 7, die nach über sechs Monaten im All auf die Erde
zurückkehrte und der ESA-Astronaut Pedro Duque, der zahlreiche Experimente auf
der Internationalen Raumstation ISS durchführte.
Pedro Duque während des "Cardiocog"-Experiments,
bei dem die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den
menschlichen Körper gemessen werden sollen.
Foto: ESA |
Mit der Landung des spanischen ESA-Astronauten Pedro Duque im Kommandomodul der
Sojus-Kapsel TMA-2 in der Nähe der Stadt Arkalyk in Kasachstan ging die
erfolgreiche zehntägige ESA-Mission Cervantes zur Internationalen
Raumstation (ISS) heute morgen um 8.40 Uhr Ortszeit (3.40 Uhr MEZ) zu Ende. Die
Mission verlief reibungslos und konnte die ihr gesteckten Ziele, also die
Durchführung einer Reihe von Experimenten, den Wachwechsel auf der ISS und den
Austausch der als Rettungsboot an der ISS angedockten Sojus-Kapsel, voll
erfüllen.
Die Sojus TMA-2 löste sich um 0.17 Uhr MEZ von der Raumstation und begann
ihren Rückflug zur Erde mit Pedro Duque und Edward Lu (NASA) als Flugingenieure
und Jurij Malenchenko (Rosawiakosmos) als Kommandant. Alle Phasen des
Wiedereintritts erfolgten plangemäß. Das Kommandomodul trat nach seiner
Abtrennung um 3.16 Uhr MEZ in die Erdatmosphäre ein, woraufhin sich um 3.25 Uhr
MEZ der Hauptfallschirm öffnete und 15 Minuten später die Landung stattfand.
Während seines achttägigen Aufenthalts auf der ISS führte Duque ein
umfangreiches Programm wissenschaftlicher, technischer und bildungsbezogener
Experimente durch, die zum Großteil vom spanischen Ministerium für Wissenschaft
und Technik finanziert wurden. "Das Experimentprogramm war rundum ein großer
Erfolg", sagte der ESA-Missionsleiter Aldo Petrivelli. "Alle 22 Experimente
brachten Ergebnisse. Hierzu zählten zwei physikalische Experimente, für die der
von Europa gebaute Handschuhkasten für Schwerelosigkeitsforschung eingesetzt
wurde, vier biologische und vier humanphysiologische Experimente, eine Reihe von
Experimenten für Bildungszwecke sowie einige Technologiedemonstrationen."
Während der Mission hatte Duque mehrmals Kontakt zu spanischen und deutschen
Medien. Über einen Amateurradiosender beantwortete er die Fragen von
Grundschülern, die den Wettbewerb "Habla ISS" gewonnen hatten. Außerdem führte
er von der ISS aus ein Live-Gespräch mit Spaniens Ministerpräsident José María
Aznar.
"Wir sind erfreut und zugleich stolz über diese in jeder Hinsicht erfolgreiche
Mission, und wir danken unseren russischen Partnern", sagte der ESA-Direktor für
Bemannte Raumfahrt, Jörg Feustel-Büechl. "Diese vierte Sojus-Mission zur
ISS mit Beteiligung eines ESA-Astronauten festigt unsere Verbindungen zu unseren
Kollegen der russischen Raumfahrtagentur Rosawiakosmos und erweitert unseren
gemeinsamen Erfahrungsschatz. Wir sehen der Fortsetzung dieser Zusammenarbeit
erwartungsvoll entgegen. Auch nehmen wir mit Genugtuung zur Kenntnis, dass die
von ESA-Astronauten durchgeführten Missionen nicht nur für die Wissenschaft
allgemein gewinnbringend sind, sondern auch für die jüngeren Generationen,
Europas Wissenschaftler von morgen. Nicht zuletzt gewinnt die ESA durch die
Verwirklichung dieser Mission weitere Erfahrung im Hinblick auf künftige
Missionen, kurze wie auch längere, was sich für den Betrieb und den Einsatz von
Europas Columbus-Labor nach seinem Start zur ISS als nützlich erweisen
wird."
Neben dem Versuchsprogramm diente die Mission Cervantes auch der Ablösung
der Bordmannschaft Expedition 7. Die Plätze von Jurij Malenchenko und
Edward Lu, die seit dem 28. April auf der Station waren, nehmen nun Michael
Foale (NASA) und Alexander Kaleri (Rosawiakosmos) ein, die am 20. Oktober
gemeinsam mit Duque in der Sojus TMA-3 auf der ISS angekommen waren und
nun als Expedition 8 ein halbes Jahr an Bord bleiben sollen. Im April
nächsten Jahres, beim nächsten Mannschaftswechsel auf der ISS, werden sie mit
dem niederländischen ESA-Astronauten André Kuipers zur Erde zurückkehren. Für
diese Mannschaftswechsel stehen derzeit lediglich die Sojus-TMA-Fahrzeuge
zur Verfügung, nachdem die US-Raumtransporterflotte seit dem Columbia-Unglück
im Februar Startverbot hat.
Außerdem wurde die Kapsel Sojus TMA-2, mit der Malenchenko und Lu zur ISS
geflogen waren und die den beiden während ihres Aufenthalts als "Rettungsboot"
gedient hat, gegen die Sojus TMA-3 ausgetauscht, die diese Rolle nun
während der nächsten sechs Monate wahrnehmen wird. Duque war beim Hin- und
Rückflug Flugingenieur und damit aktiv an der Steuerung beider Sojus-Fahrzeuge
beteiligt. Dies war Duques zweiter Raumflug. Er hatte bereits als
Missionsspezialist am Flug STS-95 des Raumtransporters Discovery vom 29.
Oktober bis 7. November 1998 teilgenommen.
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