Erster
Taikonaut umrundet die Erde
von Stefan
Deiters
astronews.com
15. Oktober 2003
Die
Volksrepublik China hat es geschafft: Heute Nacht um drei Uhr MESZ startete von
der Wüste Gobi aus die Raumkapsel Shenzhou V in eine Erdumlaufbahn. An
Bord war Chinas erster "Taikonaut" Yang Liwei, der die Erde vermutlich 14 Mal
umrunden wird. China ist somit das dritte Land, das mit
eigenen Mitteln Menschen in All befördern kann.
Chinas Start in die bemannte Weltraumfahrt: Shenzhou V. Foto: ESA
/ AP Photo /Chinatopix |
Das auf einer russischen Sojus-Kapsel basierende Raumschiff Shenzhou V
hob in der vergangenen Nacht um 3 Uhr MESZ mit Hilfe einer Langer Marsch
2F-Rakete vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi ab. An Bord
befindet sich der 38-jährige Militärpilot Yang Liwei, der bei einer
erfolgreichen Rückkehr zur Erde zu einem chinesischen Nationalhelden werden
dürfte. China hält sich mit Details der Mission äußerst bedeckt und hatte einen
Tag vor dem Ereignis eine ursprünglich geplante Liveübertragung des Starts
abgesagt. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Raumkapsel 14 Mal die Erde
umrunden wird und nach 22 Stunden Flugzeit wieder landet.
Der erste Start eines bemannten chinesischen Raumschiffs war seit längerer Zeit
erwartet worden und der Shenzhou V-Mission waren auch mehrere unbemannte
Testflüge vorausgegangen (astronews.com berichtete). China hatte sich lange Zeit
nicht zu seinen Raumfahrtplänen geäußert, dann aber im Jahr 2000 mit einem "White Paper on China's Space Activities"
einen kleinen Einblick in die
Raumfahrtaktivitäten des Landes gegeben (astronews.com berichtete). Danach hat sich China seit 1992 mit der bemannten Raumfahrt beschäftigt
und hat 1999 den ersten erfolgreichen unbemannten Testflug mit dem
Testraumschiff Shenzhou durchgeführt. Mit dem heutigen bemannten
Raumflug dürfte China nun endgültig von einem "Weltraumentwicklungsland" zu
einem Land aufsteigen, das in einer Liga mit den USA und Russland spielt.
Die anderen Weltraumorganisationen gratulierten den Chinesen inzwischen zu ihrem
Erfolg: "Unsere herzlichsten Glückwünsche an die Volksrepublik China für diesen großen
Erfolg", sagte der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA),
Jean-Jacques Dordain, kurz nach dem geglückten Start der Shenzhou-Raumkapsel.
"China ist nun das dritte Land, das in der Lage ist, Menschen ins All zu
bringen, was die Zuverlässigkeit der chinesischen Weltraumtechnologie unter
Beweis stellt. Diese Mission könnte der Beginn einer neuen Ära engerer
weltweiter Zusammenarbeit in der Raumfahrt sein."
Die Bedeutung, die der heutige Tag für die chinesische Regierung hat, dürfte
auch die Nervosität von offizieller Seite erklären. Entsprechend erleichtert
zeigte man sich nach dem erfolgreichen Start. Die Staatsführung sprach von einem
Triumph für das Vaterland und einem jahrtausende langen Traum, der endlich wahr
wird. Die erste Nachricht aus der
Shenzhou V-Kapsel war dagegen vergleichsweise schlicht: "Mir geht es
gut", funkte Taikonaut Liwei zur Erde.
Update (16. Oktober): Die Shenzhou-Raumkapsel ist um 0.23 Uhr MESZ
sicher in der Inneren Mongolei gelandet - nach chinesischen Angaben nur 4,8
Kilometer vom vorgesehenen Landepunkt entfernt. Der erste Taikonaut hat seinen
Ausflug ins All offenbar gut überstanden und winkte der Menge zu.
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