CASSINI
Relativitätstheorie erneut auf der Probe
von
Hans Zekl
für
astronews.com
14. Oktober 2003
Mit Hilfe der NASA-Sonde Cassini, die sich gegenwärtig auf dem Weg zum
Planeten Saturn befindet, konnten italienische Wissenschaftler Einsteins
Relativitätstheorie mit 50-fach besserer Genauigkeit als in früheren Experimenten
bestätigen. Die Forscher ermittelten, wie stark Radiosignale der Sonde durch die
Schwerkraft der Sonne abgelenkt werden.
Cassini-Experiment zur Relativitätstheorie. Bild:
JPL/NASA |
Nach Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ist der Raum in der Nähe
großer Massen gekrümmt. Da das Licht dieser Krümmung folgt, sollten Sterne, die
sich - vom Beobachter aus gesehen - etwa in der Nähe des Sonnenrands befinden,
eine geringe Positionsverschiebung erfahren. Eine erste Bestätigung dieses
Effekts gelang dem englischen Physiker Sir Arthur Eddington während einer
totalen Sonnenfinsternis im Jahr 1919.
Im Sommer 2002 beobachtete eine italienische Gruppe um Dr. Bruno Bertotti von
der Universität Pavia die Radiosignale der Cassini-Sonde, als sie sich in einer
Entfernung von einer Milliarde Kilometern auf der - von uns aus gesehen - anderen
Seite der Sonne befand. Dazu
sendeten sie Signale von der Bodenstation in Kalifornien zum Satelliten, die
dieser wieder zurückschickte und maßen präzise deren Laufzeit. Was Einsteins
Theorie vorhersagte, trat ein: Durch die
Raumkrümmung in der Nähe der Sonne verlängerte sich für die Radiosignale der Weg und
damit ihre Laufzeit.
"Die wissenschaftliche Bedeutung des Ergebnisses liegt in der wichtigen
Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie und in der noch nie erreichten
Genauigkeit der Übereinstimmung mit Einsteins Vorhersagen", erklärt Sami Asmar,
Manager der Radio Science Group. "Die technologische Bedeutung des Experiments
besteht darin, die rauen Bedingungen der Sonnenumgebung mit Radioverbindungen zu
durchdringen."
Frühere Experimente hatten Einsteins Theorie jeweils bis auf drei Stellen hinter dem
Komma bestätigt. Mit den neuen Ergebnissen konnte die Genauigkeit nun auf nahezu fünf
Nachkommastellen verbessert werden.
Obwohl einige kosmologische Modelle Abweichungen von der allgemeinen
Relativitätstheorie vorhersagen, wurden in diesem Experiment keine gefunden.
Dabei geht es den Forschern nicht darum zu beweisen, dass die Relativitätstheorie richtig oder
falsch ist, sondern sie wollen ermitteln, bei welcher Genauigkeit sie aufhört, die Schwerkraft auf
realistische Weise zu beschreiben.
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