Unseren Mond im Visier
von Stefan
Deiters
astronews.com
17. September 2003
Normalerweise nimmt das NASA-Röntgenteleskop Chandra weit
entfernte Objekte unter die Lupe, untersucht riesige Schwarze Löcher,
Neutronensterne und andere exotische Objekte. Jetzt haben Forscher den
Satelliten benutzt, um mehr über die Oberflächenbeschaffenheit des Mondes
zu erfahren. Erstes Ergebnis: Der Mond ist auf jeden Fall nicht aus Käse.
Chandra-Beobachtungen des Mondes. Unten als Vergleich unser
Erdtrabant im sichtbaren Bereich des Lichtes.
Fotos:
Robert Gendler (optisch) / NASA / CXC / SAO / J. Drake et al.
(Röntgen)
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Beobachtungen der hellen Seite des Mondes mit dem NASA-Röntgenteleskops
Chandra zeigten eine Verbreitung der Stoffe Sauerstoff, Magnesium,
Aluminium und Silizium über weite Bereiche der Mondoberfläche. Die
Verbreitung und Häufigkeit dieser Stoffe ist wichtig, um bestehende Thesen
über die Entstehung des Erdtrabanten zu verifizieren. "Wir haben die
Röntgenstrahlung von diesen Elementen direkt gemessen, unabhängig von
irgendwelchen anderen Annahmen", erläutert Jeremy Drake vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen
Cambridge. "Wir haben Bodenproben des Mondes von den weit verstreuten
Apollo-Landeplätzen, aber
die Untersuchung mit Chandra kann einen viel größeren Bereich abdecken. Es ist die zweitbeste Untersuchungsmethode
nach einem direkten Besuch - und eine wesentliche günstigere dazu."
Die Röntgenstrahlen vom Mond entstehen durch Fluoreszenz:
Röntgenstrahlen von der Sonne treffen auf die Mondoberfläche und können
aus dortigen Atomen Elektronen "herauslösen". Diese werden sofort wieder
aufgefüllt, wodurch die beobachtete Röntgenstrahlung frei wird. Nach der
aktuellen Theorie entstand der Mond durch einen gewaltigen Einschlag eines
etwa marsgroßen Körpers mit der Erde vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Die
geschmolzenen Überreste dieser Kollision sammelten sich in einer
Erdumlaufbahn und bildeten im Laufe von Millionen Jahren den Mond, der
somit sowohl Material des Erdmantels als auch des anderen Objektes
enthalten sollte.
Indem man nun die Zusammensetzung der Mondoberfläche mit der des
Erdmantels vergleicht, wollen Drake und seine Kollegen diese These nun
überprüfen. "Ein erstes Ergebnis dieser Untersuchung liegt bereits vor",
so Drake: "Es gibt keinerlei Hinweise auf große Mengen Kalziums, so dass
Käse als Hauptbestandteil des Mondes mit Sicherheit ausgeschlossen werden
kann."
Die Chandra-Beobachtungen des Mondes konnten auch helfen, neues
Licht auf das mysteriöse Phänomen der beobachteten Röntgenstrahlen von der
dunklen Seite des Mondes zu werfen, die vom deutschen Satelliten ROSAT
entdeckt wurden. Die Chandra-Daten unterstützen jetzt eine -
bislang nicht sehr populäre - These, dass diese Röntgenstrahlung eventuell
gar nicht vom Mond stammt, sondern in der äußeren Erdatmosphäre entstehen.
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