Plutos
Atmosphäre dehnt sich aus
von Stefan
Deiters
astronews.com
10. Juli 2003
Seit Jahren
verfolgen Wissenschaftler wie sich der äußerste Planet Pluto auf seiner Bahn
immer weiter von der Sonne entfernt. Seine Atmosphäre, so die Meinung der
Forscher, sollte sich dadurch abkühlen und deutlich verkleinern. Amerikanische
Astronomen entdeckten jetzt jedoch, dass sich die Pluto-Atmosphäre auszudehnen
scheint.

Ein mit Computerhilfe erstelltes Bild des Pluto, das auf Daten
des Hubble-Weltraumteleskops basiert. Bild:
A. Stern (SwRI), M. Buie (Lowell Obs.), NASA, ESA |
Die Forscher, die ihrer Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlichen, machten sich bei ihren
Beobachtungen das Vorüberziehen des Pluto vor einem weit entfernten Stern zu
Nutze. Schon früher hatten die Astronomen aus der Verdunklung des entfernten
Sterns durch Pluto auf Veränderungen in der Atmosphäre des äußersten Planeten
geschlossen (astronews.com berichtete), am 20. August 2002 verfolgten sie den
Transit gleich mit acht verschiedenen Teleskopen.
Die Ergebnisse, so
Dr. James Elliot, Professor am Massachusetts Institute of Technology, erscheinen
auf den ersten Blick unlogisch, da sich die Atmosphäre des Pluto mit der Zeit
abkühlen und zusammenziehen sollte. Beobachtet wurde aber nun eine Ausdehnung
der Atmosphäre und eine Erhöhung der Temperatur der Stickstoffatmosphäre um einen Grad Celsius
seit 1989, als der Planet der Sonne am nächsten war.
Die Abkühlung der Pluto-Atmosphäre war bislang immer als Grund angegeben
worden, möglichst schnell eine Sonde zum äußersten Planeten zu schicken, damit
diese dort überhaupt noch etwas messen kann. Der Grund, so Elliot, ist
allerdings auch weiterhin gültig: Er erklärt sich die Erwärmung der
Pluto-Atmosphäre durch einen - auch von der Erde bekannten - Verzögerungseffekt.
Obwohl die Sonne mittags den höchsten Stand am Himmel erreicht, ist es erst
gegen drei Uhr nachmittags am wärmsten. Pluto benötigt für einen Umlauf um die
Sonne 248 Jahre, 14 Jahre nach dem sonnennächsten Punkt würde also etwa 13.15
Uhr entsprechen. Damit dürfte sich die Abkühlung der Atmosphäre vielleicht noch
weitere zehn Jahre verzögern und gerade dann beginnen, wenn die NASA-Sonde
New Horizons, die 2006 starten soll, den Planeten im Jahr 2015 erreicht.
"Die Daten vom August 2002 haben uns erlaubt deutlich tiefer in die
Atmosphäre des Pluto zu blicken als zuvor und haben uns einen guten Eindruck
davon vermittelt, was dort passiert", so Elliot. Pluto ist von Stickstoff-Eis
bedeckt, das in die Atmosphäre entweichen kann, wenn es wärmer wird. Aus den
Beobachtungen würde so eine Temperaturerhöhung auf der Oberfläche von etwa einem
Grad Celsius in den letzten 14 Jahren folgen.
Während einer Sternbedeckung wandert ein Objekt durch die Sichtlinie von der
Erde zu einem fernen Stern. Dadurch wird die ferne Sonne entweder vollständig
verdeckt oder aber ihr Licht verdunkelt. Der zeitliche Verlauf der
Verdunkelung verrät den Astronomen nun einiges über Dichte, Druck und Temperatur
der Atmosphäre des Objekts, das dafür verantwortlich ist. Beobachtet man zwei
Sternbedeckungen desselben Objekts zu unterschiedlichen Zeiten, kann man auch
Aussagen über Änderungen in der Atmosphäre machen.
Mehr Details über den äußersten Planeten wird man wohl erst erfahren, wenn die NASA-Mission
New Horizons Mitte des nächsten Jahrzehnts den Pluto und den Kuiper-Gürtel
erreicht. Vorher hoffen die Astronomen jedoch auf das Teleskop SOFIA - ein von
NASA und dem Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in einen Düsenjet
eingebautes Teleskop. Damit ließen sich Sternbedeckungen, die oft nur von bestimmten
Stellen aus zu sehen sind, deutlich besser und gründlicher beobachten.
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