CHANRDA
Blick auf
zwei kosmische Großbaustellen
von Stefan
Deiters
astronews.com
22. Mai 2003
Das
Röntgenteleskop Chandra beobachtete unlängst zwei der größten
"Baustellen" im Universum - zwei Riesengalaxien in über zehn Milliarden
Lichtjahren Entfernung. Der Fund macht nach Aussage der beteiligten
Wissenschaftler deutlich, wie die supermassereichen Schwarzen Löcher im Zentrum
das Wachstum der Galaxien kontrollieren.
Chandras Blick auf die Galaxien 3C 294 (oben) und 4C41.17
(unten) in zehn bzw. zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung. Fotos:
NASA / CXC / Columbia /C. Scharf et al. (4C41.17), NASA / CXC /
IoA / A. Fabian et al. (3C294)
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Chandra entdeckte Röntgenstrahlen aus einer gewaltigen Wolke aus
hochenergetischen Partikeln, die die Galaxien 3C 294 und 4C41.17 umgeben, die
zehn bzw. zwölf Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Die
hochenergetischen Teilchen sind Überbleibsel gewaltiger Ausbrüche in der
Vergangenheit, deren Ursprung sich - so der Fund der Astronomen - durch
im Radio- und Röntgenbereich entdeckte kosmische Jets bis zu den jeweiligen
supermassereichen Schwarzen Löchern im Zentrum der Galaxien zurückverfolgen
lässt.
"Diese Galaxien sind Zeugen für eine sehr energetische Phase, in der durch
ein supermassereiches Schwarzes Loch beträchtliche Energiemengen in das die
Galaxien umgebende Gas transferiert wurde", erläutert Andrew Fabian von der
Universität im englischen Cambridge. "Dies scheint das entscheidende Ereignis zu
sein, um die oft merkwürdigen Eigenschaften heutiger Galaxien zu erklären,
insbesondere die von Galaxiengruppen."
Die Forscher haben sich nun folgendes Bild von den Geschehnissen gemacht: In einem Bereich mit dichtem intergalaktischen
Gas entstehen mehrere kleine Galaxien, die schließlich zu einer größeren Galaxie
mit einem supermassereichen Schwarzen Loch verschmelzen. Diese Galaxie wächst -
zusammen mit dem Schwarzen Loch im Zentrum - immer weiter an, bis irgendwann die
Energie der in unmittelbarer Nähe des Schwarzen Lochs entstehenden Jets den
Einfall neuer Materie stoppt. Doch irgendwann lässt die Aktivität des Jets
langsam nach, so dass Materie erneut einfallen kann und der Kreislauf von Neuem
beginnt.
3C 294 und 4C41.17 liegen beide in Regionen des Weltraums, in denen es
ungewöhnlich viele Galaxien gibt, so dass hier eventuell einmal gewaltige
Galaxienhaufen entstehen können. Auch die beiden Galaxien werden nach Ansicht
der Forscher zu enormer Größe wachsen, allerdings nicht unkontrolliert: "Es
sieht so aus, als hätte die Natur eine Art Obergrenze für die massereichsten
Galaxien gesetzt", erläutert Caleb Scharf von der Columbia University in
New York. "Und die Chandra-Beobachtungen geben uns einen wichtigen
Hinweis darauf, wie das funktionieren könnte: So können die Schwarzen Löcher mit
Hilfe der Jets das Wachstum der Galaxien regulieren."
In beiden Galaxien sind in der heißen und turbulenten Region in unmittelbarer
Nähe um das Schwarze Loch gewaltige Jets entstanden, die gebündelt durch starke
Magnetfelder hochenergetische Partikel ins All schleudern. Diese Jets wurden
erstmals mit Radioteleskopen entdeckt und auch von Chandra beobachtet. Sie
dürften die Entstehung von Milliarden von neuen Sternen angeregt haben. Die
Sternentstehungs-Wolken sind im Falle von 4C41.17 die stärkste je beobachtete
Infrarot-Quelle. Sie sind eingebettet in noch weitaus größere Gaswolken. Diese
wurden unlängst mit dem Keck-Teleskop beobachtet. Es stellte sich heraus, dass
diese größeren Gaswolken Temperaturen von rund 10.000 Grad Celsius haben. Da es
sich bei ihnen um ein Überbleibsel von der Entstehung der Galaxie handelt,
dürfte die starke Röntgenstrahlung dafür verantwortlich sein, dass die Wolken
immer noch so heiß sind.
Die meiste Röntgenstrahlung auf den Bildern von
3C 294 und 4C41.17 stammt von Kollisionen von hochenergetischen Elektronen mit
Photonen der kosmischen Hintergrundstrahlung, die im ganz jungen heißen
Universum entstanden. Wegen der großen Entfernung der Galaxien, beobachten wir
sie zu einer Zeit, in der diese Strahlung noch deutlich intensiver war. Dieser
Effekt verstärkt die Röntgenstrahlung und ist eine willkommene Hilfestellung bei
der Erforschung sehr weit entfernter Galaxien.
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