HUBBLE HERITAGE
Junge Sterne
im Zentrum von NGC 1705
von Stefan
Deiters
astronews.com
7. März 2003
Eine
Vielzahl von strahlend hellen, jungen Sternen im Zentrum der Zwerggalaxie NGC
1705 zeigt das März-Bild des Hubble Heritage Teams. Die Astronomen
hoffen, dass die 17 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie ihnen einiges über
die Entwicklung von Galaxien im Universum verrät.
Hubbles Blick auf die irreguläre Zwerggalaxie NGC 1705. Foto:
NASA und das Hubble Heritage Team (STScI/AURA) [Großansicht] |
NGC 1705 ist 17 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und nur das
scharfe Auge des Hubble-Weltraumteleskops macht es möglich, dass man in
dieser Entfernung noch einzelne Sterne ausmachen kann. Und gerade dies ist im
Falle der irregulären Zwerggalaxie interessant: Für die Astronomen ist NGC 1705
ein faszinierendes Laboratorium, um Untersuchungen über die
Sternentstehungs-Geschichte zu machen. Junge blaue heiße Sterne finden sich hier
konzentriert zum Zentrum der Galaxie hin, die röteren, kälteren und älteren
Sterne sind weiter über die Galaxie verteilt.
In NGC 1705 haben sich während ihrer gesamten Existenz neue Sterne gebildet,
vor etwa 26 bis 31 Millionen Jahren aber, so sind sich die Astronomen sicher,
hat es eine besonders heftige Phase von Sternentstehung gegeben, einen so
genannten Starburst. Dieser ist für die Vielzahl von jungen Sternen rund
um das Zentrum von NGC 1705 verantwortlich und auch für den gewaltigen
Sternhaufen im Zentrum der Galaxie.
NGC 1705 wird als irreguläre Zwerggalaxie bezeichnet, weil sie zum einen
relativ klein ist und zum anderen keinerlei regelmäßige Form aufweist. Manche
Astronomen vermuten, dass Zwerggalaxien zu den ersten Systemen gehörten, die
sich im frühen Universum bildeten und somit die Bausteine für größere
elliptische oder Spiralgalaxien darstellen, die durch Verschmelzung von
Zwerggalaxien entstanden sein könnten. Zwerggalaxien in unserer Nachbarschaft
wären somit schlicht Überbleibsel von diesem Verschmelzungsprozessen. Sie ähneln
in mancherlei Hinsicht recht jungen Galaxien, die man in weiter Ferne beobachten
kann, liegen aber in einer Entfernung, die ein Studium recht leicht macht.
Die Wissenschaftler glauben, dass die Zwerggalaxien erst einen sehr geringen
Teil ihres Gasreservoirs in Sterne umgewandelt haben. Deutlich wird dies unter
anderem durch den Anteil an schweren Elementen in den Sternen von Zwerggalaxien:
Dieser ist, etwa im Vergleich zur Sonne, relativ gering - ein Anzeichen dafür,
dass es in der Galaxie erst wenige Sternengeneration gegeben hat. Die momentan
beobachtete Sternentstehung ist allerdings sehr heftig - viele neue Sterne
entstehen in recht kurzer Zeit. Das macht die Zwerggalaxien zu einem idealen
Analogon von jungen Galaxien im frühen Universum, wo die Bedingungen ähnlich
gewesen sein müssen. Ein Studium von Zwerggalaxien kann somit auch einiges über
die Entstehung und Entwicklung der ersten Galaxien verraten.
NGC 1705 scheint selbst ein Fossil aus der Frühzeit des Universums zu sein:
Die Astronomen glauben, dass die Zwerggalaxie bis zu 13,5 Milliarden Jahre alt
sein kann. Ähnliche Werte fanden die Forscher auch für andere von Hubble
beobachtete Zwerggalaxien. Die hier gezeigte Aufnahme wurde aus Beobachtungen im
März 1999 und im November 2000 gewonnen, die im ultravioletten, blauen,
infraroten sowie im sichtbaren Bereich des Lichts gemacht wurden.
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