ASTEROIDEN
Katz und
Maus mit der Erde
von Stefan
Deiters
astronews.com
3. Januar 2003
Eine Gruppe von Astronomen hat im vergangenen Jahr einen
ungewöhnlichen Asteroiden aufgespürt, der sich in der kommenden Woche der
Erde nähert: Er hat dieselbe Bahn um die Sonne wie unser Heimatplanet und
spielt mit ihm quasi Katz und Maus. Eine Gefahr für die Erde stellt der
Felsbrocken aber nicht dar.

Bahnverlauf des Asteroiden 2002 AA29. Bild: JPL/NASA

Der Orbit von 2002 AA29 von der Erde aus gesehen. Bild:
Paul Wiegert, Queen's University |
Am kommenden Mittwoch nähert sich ein ungewöhnlicher Himmelskörper der Erde:
der Asteroid 2002 AA29. Der Felsbrocken von etwa 60 Metern Durchmesser hat dieselbe Bahn um die Sonne wie die Erde und spielt mit unserem Heimatplaneten quasi
Katz und Maus: Von der Erde aus gesehen hat 2002 AA29 eine hufeisenförmige Bahn
und eilt einmal der Erde hinterher oder bewegt sich vor ihr. Dabei nähert sich
das Objekt einmal von der einen und dann wieder von der anderen Seite der Erde
an.
"In gewisser Weise verhalten sich die Erde und der Asteroid so wie zwei
Rennwagen auf einer kreisförmigen Rennbahn", erläutert Dr. Paul Chodas vom NASA
Jet Propulsion Laboratory, der zu den Entdeckern des Asteroiden gehört. "Zur
Zeit ist 2002 AA29 gerade auf der langsameren Spur etwas außerhalb der Erdbahn
und unser Planet kann den Asteroiden einholen."
Am 8. Januar 2003 wird uns dann 2002 AA29 so nahe kommen, wie innerhalb der
nächsten rund 100 Jahre nicht mehr: Der Asteroid nähert sich der Erde auf 5,9
Millionen Kilometer an. Dann passiert etwas ungewöhnliches: "Durch die
Kombination der Gravitationskräfte von Erde und Sonne wird 2002 AA29 auf einen
etwas schnelleren Orbit gerade innerhalb der Erdbahn gezwungen und kann so an
der Erde vorbeiziehen", so Chodas. Dann wird der Asteroid die nächsten 95 Jahre
immer weiter der Erde vorauseilen, bis er sich schließlich von hinten
wieder der Erde nähert. Er wird dann wieder auf die langsamere Bahn gezwungen.
Für die Erde stellt der merkwürdige Begleiter keine Gefahr dar: "Es ist
ausgeschlossen, dass der Asteroid die Erde trifft, weil die Gravitation der Erde
2002 AA29 auf sichere Distanz hält", so Dr. Don Yeomans, vom Near Earth
Objects Programm der NASA. "Die Erde und der Asteroid wechseln sich mit dem
Verfolgen und Verfolgtwerden ab, aber sie kommen sich niemals zu nahe."
Nach Berechnungen der Wissenschaftler wird der Asteroid in rund 600 Jahren
für einige Zeit zu einem richtigen Begleiter der Erde: "Es wird so aussehen als
ob 2002 AA29 unsere Erde umkreist, aber er ist viel zu weit entfernt, um als
echter Satellit zu gelten", erläutert Chodas. "Unsere Analyse zeigt, dass der
Felsbrocken etwa 40 Jahre als Quasi-Satellit die Erde umrundet und dann seine
hufeisenförmige Bahn wieder aufnimmt."
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