SCHWARZE LÖCHER
Mikroquasar
rast durch die Galaxis
von Stefan
Deiters
astronews.com
19. November 2002
Massereiche Sterne beenden ihr nukleares Leben in einer gewaltigen
Supernova-Explosion, die zur Entstehung eines schwarzen Lochs führen kann
- so ist
es in allen Astronomie-Lehrbüchern nachzulesen. Jetzt fanden Forscher für
diese Theorie den bislang besten Beweis: Sie verfolgten ein stellares
Schwarzes Loch, das sich mit großer Geschwindigkeit durch unsere
Milchstraße
bewegt.

So könnte der Mikroquasar GRO J1655-40 aussehen.
Bild:
ESA, NASA, Felix Mirabel |
"Dieses ist das erste entdeckte Schwarze Loch, dass sich so schnell durch die
Scheibe unserer Milchstraße bewegt", erläutert Felix Mirabel von der
französischen Atomenergie-Kommission und vom Institut für Astronomie und
Weltraumphysik Argentiniens. "Die Entdeckung ist so aufregend, weil sie die
Verbindung zwischen Schwarzen Löchern und Supernova-Explosionen zeigt, die für
die Schwarzen Löcher verantwortlich gemacht werden." Das von den Forschern in
den Jahren 1995 bis 2001 mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops verfolgte
Schwarze Loch trägt den Namen GRO J1655-40 und bewegt sich mit einer
Geschwindigkeit von etwa 400.000 Kilometern pro Stunde durchs All. Damit ist es
rund vier Mal schneller als die anderen Sterne an jenem Ort.
Dass die Astronomen das Objekt überhaupt verfolgen konnten, verdanken sie der
Tatsache, dass das Schwarze Loch einen Begleitstern hat, der die
Supernova-Explosion offenbar überlebt hat. Dieser Stern umrundet das Schwarze
Loch alle 2,6 Tage. Ständig strömt Material von ihm in das Schwarze Loch und es
entstehen Jets, also gebündelte Partikelströme, die mit 90 Prozent der
Lichtgeschwindigkeit ins All hinausschießen. So gesehen ist dieses System eine
Miniaturausgabe dessen, was Astronomen auch im Zentrum aktiver Galaxien
erwarten, weswegen man diese Objekte auch als Mikroquasare bezeichnet. Bislang
ist erst ein anderer Mikroquasar entdeckt worden (astronews.com berichtete).
GRO J1655-40 bewegt sich in unsere Richtung, allerdings mit einer sicheren
Distanz von 6.000 bis 9.000 Lichtjahren, auf das Sternbild Skorpion zu. Nach
Ansicht von Mirabel dürfte das Schwarze Loch einst im Inneren der Scheibe unserer Milchstraße
entstanden sein, wo es die höchste Rate an Sternentstehung gibt.
Stellare Schwarze Löcher in der Größenordnung von etwa 3,5 bis 15
Sonnenmassen sind seit Anfang der 1970er Jahre bekannt. Der einzige vorstellbare
Mechanismus, diese kleinen Schwarzen Löcher zu erzeugen, ist eine
Supernova-Explosion eines massereichen Sterns, bei der dessen Kern implodiert und der überwiegende
Teil der Sonne ins All geschleudert wird. Abhängig von der Masse des
zurückbleibenden Kerns endet dieser als Neutronenstern oder als Schwarzes Loch.
Es wurden daher auch schon zahlreiche sich schnell bewegende Neutronenstern
entdeckt, die bei einer solchen Explosion ins All geschleudert wurden. Das
Schwarze Loch bewegt sich langsamer, da es eine größere Masse hat, die
beschleunigt werden muss.
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