TECHNOLOGIETRANSFER
Weltraum-Know-how bei der Formel 1
Redaktion
astronews.com
10. Juli 2002
Auch in der
Formel 1 kommt Weltraumtechnologie zum Einsatz: Beim britischen Grand Prix
steckten die Mechaniker des McLaren/Mercedes-Teams in Anzügen, die mit einem
speziellen Kühlsystem ausgestattet waren. Grundlage dafür waren die
ESA-Erfahrungen aus der Entwicklung von Raumanzügen für ihre Astronauten.
Die Anzüge des McLaren/Mercedes-Teams sind mit Hilfe von
Weltraumtechnologie entwickelt worden. Foto: ESA / West
McLaren Mercedes |
Die Anzüge der McLaren-Mechaniker sind das Ergebnis einer einzigartigen
Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten des ESA-Technologietranferprogramms (TTP),
des italienischen Modehauses Karada und des Designers Hugo Boss. Sie hatten sich
zur Aufgabe gestellt, ein temperaturregelndes Kleidungsstück zu konzipieren, das
für das gesamte die McLaren-Rennwagen betreuende Team, dessen Overalls denselben
Sicherheitsnormen wie Pilotenanzüge genügen müssen, Feuerschutz und eine
angenehme Arbeitstemperatur bieten sollte. Die ESA fand in ihrem
Technologieprogramm TTP die Lösung: 50 m Kunststoffkanülen mit 2 mm Durchmesser,
die von der kanadischen Firma Med-Eng für Astronautenanzüge entwickelt worden
waren und von Karada in 55 Overalls eingenäht wurden. So entstand ein
miniaturisiertes Klimasystem, das auch bei größter Hitze noch optimalen Komfort
gewährleistet.
Die Idee wurde Anfang 2001 geboren, als das Modehaus Karada das
Tochterunternehmen "Grado Zero Espace" gründete, um physikalische, chemische und
mechanische Prinzipien für den Entwurf innovativer Kleidungsstücke zu nutzen.
Unter der Leitung von Mauro Taliani, Designer für Hugo Boss, wurde zunächst eine
Kühljacke konzipiert, in die ein aus Kunststoffröhrchen und einem
Mini-Kühlaggregat bestehender Kühlkreislauf eingebaut werden sollte. Der
entscheidende Anstoß kam Ende 2001 von dem Technologiemakler D'Appolonia, der
dem TTP-Netz von Technologievermittlern angehört und die Raumfahrtfirma mit dem
richtigen Produkt ausfindig machte. Die Original-Kühljacke wurde im
Cooper-Hewitt National Design Museum in New York ausgestellt, das zum
Smithsonian Institute gehört.
Um die Ausstrahlung von Weltraumtechnologie in raumfahrtfremde Bereiche zu
fördern, stellt das Technologietransfer-Programm der ESA europäische
Weltraumtechnologien für Nachbau- oder Weiterentwicklungsvorhaben zur Verfügung.
D'Appolonia ist einer der Technologiemakler in ganz Europa und Kanada, die die
Raumfahrt nach Technologien mit Anwendungspotential außerhalb des
Raumfahrtsektors durchforsten. Sie vermarkten die in Betracht kommenden
Technologien und leisten beim Transfervorgang Unterstützung. Die Ergebnisse seit
1991: Über eine Milliarde Euro Umsatz für die beteiligten Firmen bis Ende 2004,
mehr als 2 500 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert, 25 Firmenneugründungen
und insgesamt 150 erfolgreiche Transfers. Das Programm kostet gegenwärtig 0,01
Euro pro Steuerzahler pro Jahr.
Die kühlen Anzüge der Mc-Laren-Mechaniker sind für Pierre Brisson, Leiter des
ESA-Technologietransfer-Programms, "ein weiteres Beispiel dafür, wie europäische
Weltraumtechnologie erfolgreich für Lösungen hier auf der Erde genutzt werden
kann."
|
|