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SONNENWIND
Sorgte schlechtes Weltraumwetter für Tod der Dinosaurier?

Redaktion
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5. Juni 2002

Ein Materieschauer aus dem Weltraum könnte vor Jahrmillionen auf der Erde zu bedrohlichen Klimaänderungen geführt haben, gefolgt von einem Massensterben, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen - so zumindest lautet eine Theorie von Wissenschaftlern der Universität Bonn. Eigentlich sollte uns der Sonnenwind vor solchen gefährlichen Partikeln schützen, doch manchmal scheint er einfach "überlastet" zu sein.

Sonne / Erde

Der Sonnenwind hat erhelblichen Einfluss auf die Erde
. Bild: Universität Bonn / AG Fahr

Sie waren die Herrscher eines ganzen Erdzeitalters, bis sie vor 65 Millionen Jahren plötzlich verschwanden. "Vielleicht wurde es den Dinosauriern zu dieser Zeit einfach zu feucht und zu kalt auf dem Blauen Planeten", meint Professor Dr. Hans Jörg Fahr vom Bonner Institut für Astrophysik und Extraterrestrische Forschung. Grund für den plötzlichen Klimawandel könnten Überlastungen unseres "kosmischen Regenschirms", des Sonnenwindes, gewesen sein. Seit 1997 untersuchen die Bonner Forscher mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, wie und warum dieser gigantische Schutzschild funktioniert.

Das Sonnensystem steht nicht still, es umkreist vielmehr alle 250 Millionen Jahre einmal das Zentrum der Milchstraße. Dabei durchwandert es auch dichte Wolken mit interstellarer Materie - und die stellt den Sonnenwind und damit auch die Erde vor Probleme: Während der Sonnenwind normalerweise wie eine riesige schusssichere Weste den blauen Planeten vor dem interstellaren Teilchenfeuer abschirmt, prasseln nun plötzlich bis zu hundertmal mehr Partikel mit Hochgeschwindigkeit auf unsere Atmosphäre. Ihr Einschlag zerschmettert die Luftmoleküle in elektrisch geladene Bruchstücke. Sie wirken als Kondensationskeime, an denen sich kleine Wassertropfen bilden. "Folge: eine dichte Wolkendecke, mehr Niederschlag, sinkende Temperaturen", so Professor Fahr, der sich dabei auf weltweite Studien stützt.

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Durchschnittlich alle 60 Millionen Jahre durchquert das Sonnensystem dichte Materiewolken, die einen solchen Klimaschock auslösen könnten, zeigte der Physiker zusammen mit seinen Bonner Kollegen Dr. Horst Fichtner und Dr. Klaus Scherer. "Etwa in diesen Zeitabständen starben in der Vergangenheit auch plötzlich zahlreiche Tierarten aus." Dass der Weltraumeffekt unser Klima schon mehrmals dramatisch beeinflusst haben könnte, unterstreichen auch Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen, die den Zusammenhang zwischen Wolkenbedeckung und Sonnenaktivität unter die Lupe nahmen: "Je geringer die Sonnenaktivität und damit die Schirmwirkung des Sonnenwindes, desto mehr kosmische Teilchen dringen bis zur Erde vor, und desto mehr irdische Wolken entstehen", fasst der Physiker zusammen.

Als "Sonnenwind" bezeichnen Fachleute die elektrisch geladenen Teilchen, die unser Zentralgestirn mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800 Kilometern pro Sekunde ausstößt und die unser Planetensystem bis zum hundertfachen Abstand Erde-Sonne durchströmen. "Alle elf Jahre durchläuft die Sonnenaktivität und damit auch der Sonnenwind ein Maximum. Zu diesen Zeiten kommt es beispielsweise vermehrt zu den farbenprächtigen Polarlichtern, wenn Teilchen des Sonnenwindes vom Erdmagnetfeld eingefangen und anschließend in die obere Erdatmosphäre geschleudert werden, wo sie den Sauerstoff zum Leuchten anregen, erklärt Dr. Michael Bird vom Radioastronomischen Institut. In besonders aktiven Phasen beispielsweise bei großen Solar-Eruptionen kann der Teilchenregen auch schon mal den Kurzwellen-Empfang stören, Satelliten in der Erdumlaufbahn außer Betrieb setzen oder sogar ganze Kraftwerke "abschalten".

"Uns in Bonn interessiert vor allem, wie der Sonnenwind seine hohen Geschwindigkeiten erreicht", erklärt Dr. Bird. "Die lassen sich nämlich nicht allein durch die enorme Hitze in der Sonnenatmosphäre erklären." Es scheint also noch eine andere Energiequelle zu geben, die die Teilchen ins All katapultiert. Als heißen Kandidaten sehen die Bonner Astrophysiker exotische Magnetfeldwellen in der Korona, der "Sonnenatmosphäre", die sich beim Ausbreiten verstärken und dann den Teilchen den nötigen Schwung verleihen. "Diesen Wellen sind wir mit radioastronomischen Methoden auf der Spur", so der Amerikaner.

Das Weltraum-Wetter könnte übrigens auch über die Geschwindigkeit der Evolution entscheiden. Die kosmische Strahlung, vor der uns der Sonnenwind schützt, ist nämlich so energiereich, dass sie das Erbgut der Lebewesen verändern kann. Ist die Schirmwirkung des Sonnenwindes schwach, der Schutzmantel um die Erde also dünn, entstehen daher innerhalb kürzerer Zeit mehr Mutationen und die sind die treibende Kraft der Entwicklung des Lebens.

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